Nach einer ruhigen Nacht stehe ich auf und sehe, dass wir in einem Hafen liegen. Es ist 8 Uhr und ein Blick auf den Fahrplan sagt mir, wir liegen vor Harstad. Der Himmel ist rosa eingefärbt, in der Kabine hält mich nun nix mehr, also rauf an die frische Luft. Das Farbenspiel ist wieder grandios, ich kann unser Glück kaum fassen.
Mein Papa sitzt in seiner Kabine und studiert schon mal das heutige Programm, während hinter ihm die Sonne aufgeht. Jetzt wird erstmal gefrühstückt, das Buffet ist wie jeden Morgen der Hammer! Es
gibt Fisch bis zum Abwinken, Eier in jeder Variation, Müslis, geschnittenes Frischobst, einfach alles, was zu einem sehr guten Frühstück gehört.
Nach diesem Genuss nimmt Papa Platz im Panoramasalon, ich ziehe mich schnell gaaanz warm an und eile hoch auf meinen Riesenbalkon. Oben angekommen, fragt mich Britta, wieviele Lagen es heute
morgen bei mir seien. Sprechen wir von "Lagen", meinen wir den Wärmegrad unserer Klamotten. Ich habe heute vier Lagen an, worauf sie meint, ihre drei würden definitiv nicht reichen und schon
macht sie kehrt in Richtung Treppenhaus. Was mir meine Zeit draussen erheblich erleichtert, sind halbe Einlegesohlen für die Stiefel, die man nur kurz knickt und sie erwärmen sich für mehrere
Stunden, genial! Wie die Wärmekissen von Felix, die meine Kinder früher für ihre Hände in den Taschen hatten.
Gegen 11:30 Uhr erreichen wir Finnsnes. Wir haben keine Lust, für die kurze Zeit von Bord zu gehen, trinken lieber im Warmen lecker Teechen. Dann gehts ab zum Mittagsbuffet, lecka!
Musik im Video: Jannik Lieder, lieben Dank :o)
Als wir in Finnsnes ablegen, wissen wir, der nächste Halt ist in Tromsø. Ich freue mich sehr darauf, denn ich habe die angebotene Huskyschlittenfahrt gebucht, mein
Geburtstagsgeschenk. Ob sie allerdings stattfindet, steht noch in den Sternen. Bis gestern war in Tromsø noch nicht genug Schnee gefallen!
Die Zeit bis Tromsø verbringe ich bis dahin mit Britta und Marion auf unserem "Balkon". Ein Passagier (ich habe leider seinen Namen vergessen, nennen wir ihn Ralf) steht da wie ein Hans- guck-in-die-Luft und schaut wie gebannt durch sein Fernglas. Wir schauen in die gleiche Richtung und glauben, einen Adler zu sehen. Das ist nun wirklich aufregend, unser erster Seeadler! Und tatsächlich bestätigt Ralf unsere Vermutung. Er sagt, es sei ein sehr junger Adler, denn er könne weißes Gefieder erkennen.
Wir fahren weiter und weiter, vorbei an einer wunderschönen verschneiten Berglandschaft. Schiffe jeder Art werden von uns überholt oder kommen uns entgegen, ein Fest für meinen Papa im
Panoramasalon.
Gegen 14:45 Uhr kommt Tromsø in Sicht, die markante Tromsøbrua ist immer besser zu erkennen, eine Straßenbrücke, die über den Tromsøysund führt. Die Brücke verbindet das
Zentrum der Stadt auf der Insel Tromsøya mit dem Tromsøer Stadtteil Tromsdalen auf dem Festland. Auf der rechten Uferseite erkenne ist die Eismeerkathedrale. Sie sieht aus wie ein Eisberg und ist
das Wahrzeichen von Tromsø. Sie ist fast so alt wie ich, weil 1965 erbaut. Die besondere Form dieses Bauwerkes wurde von den Landschaften in Nordnorwegen inspiriert und innen
befindet sich ein sehr schönes Glasmosaikfenster.
Wir haben kaum angelegt, da verlassen die Passagiere, die das Husky-Abenteuer gebucht haben, (Britta, Marion und ich eingeschlossen) das Schiff. Leider fehlen noch Leute und der erste Bus mit Britta und Marion fährt schon los. Unser Bus wartet noch. Als wir die Husky-Farm endlich erreichen, sind die anderen schon mit den Huskyschlitten losgefahren. Es ist jetzt dunkel, der Schnee tanzt durch die Luft und wir werden in eine Samenhütte gebeten, um dort zu warten, bis die anderen zurück sind. Ein Feuer brennt, es ist gemütlich hier. Wir bekommen einen Tee und Kuchen, haben also das zu Beginn der Schlittenfahrt, was normalerweise erst danach erfolgt. Ich vermute, wir sind zuviele und wir sind in zwei Gruppen aufgeteilt worden. Das finde ich schade, ich hätte mich hier lieber nach der Tour aufgewärmt...es dauert fast eine Stunde, bis die anderen wieder da sind. Wir schauen uns in dieser Zeit die Zwinger mit den Welpen an, hören in der Ferne die Huskys vor den Schlitten bellen und näher kommen. Die zurückgebliebenen Huskys bellen den zurückkehrenden aufgeregt entgegen. Ich habe mich inzwischen mit Gerlinde aus Worpswede zusammen getan, wir werden zu zweit im Schlitten fahren.
Als die Schlitten zurück sind, gibt es einen fliegenden Wechsel. Das Gebell ist unglaublich laut, hört sich jedoch sehr erfreut an. Einige von uns haben Thermoanzüge bekommen und wanken wie Michelinmännchen zum Schlitten. Wir werden warm in Felle eingepackt und schon geht's los. Jeder Schitten hat 10 Huskys vorgespannt. Es geht sehr holprig zu, weil nur wenig Schnee liegt und der ist teilweise matschig. Ich fürchte, morgen habe ich Muskelkater! ;o)
Die Huskys bellen sich vor Aufregung heiser und die ganze Fahrt ist für uns anstrengender als ich dachte, aber es macht uns genauso viel Spaß wie den Hunden!
Die Zeit geht viel zu schnell vorbei, andererseits sind wir froh, zurück zu sein, weil die Knochen dringend Erholung brauchen. Dann geht alles ganz schnell, raus aus den Thermoanzügen, rein
in den Bus und zurück zum Schiff, das schon sehnsüchtig auf uns wartet, weil es durch uns in Verzug ist.
Ich treffe Papa in seiner Kabine und wir begeben uns ins Restaurant an unseren fest zugeteilten Tisch.
Während wir wie die Wilden durch den Schneematsch gebrettert sind, hat er Tromsø unsicher gemacht. Er ist durch das Schneegestöber über die Brücke bis zur Eismeerkathedrale gelaufen und
wieder zurück. Somit haben wir uns das Traummenue und dat Bierchen absolut verdient:
Nach diesem phantastischen Essen zieht sich Papa in den Panoramasalon zurück und ich halte es bis kurz nach Mitternacht auf Deck 9 aus. Wir wollen nicht akzeptieren, dass nach der Nordlichtexplosion gestern alles vorbei sein soll...und werden belohnt, als die Wolkendecke eine kurze Zeit aufreißt und den Blick auf grünes Licht frei gibt. Was uns alle verblüfft ist die Tatsache , dass die Kamera mit Hilfe ihrer Langzeitbelichtung das Nordlicht oft erst sichtbar macht, wo es mit dem menschlichen Auge noch nicht erkennbar ist!
Auch der Vollmond zaubert mit seinem Licht wunderschöne Lichtflecken auf das Meer, zusammen mit den Lichtern der Stadt Tromsø, die schon weit entfernt ist, entsteht eine magische
Nachtlandschaft (Bild unten).
Irgendwann in der Nacht, als die Wolken gar nicht mehr weichen wollen, trennen wir uns und beziehen unsere Kojen. Irgendwann muss der Mensch auch mal schlafen ;o) Bei dieser Gelegenheit frage ich mich wieder einmal, was ich tun würde, wenn ich diese Reise im Sommer zur Mitternachts- sonnenzeit machen würde. Da käme ich überhaupt nicht mehr zum Schlafen, aus Angst, was zu verpassen. ;o)
Hier geht's weiter mit der Hurtigruten-Reise: Tag 6 - Honningsvåg und
Nordkap
Kommentar schreiben