Auch hier im Farmhouse erwartet uns am Morgen ein leckeres Frühstücksbuffet. Als wir all unsere Prütteln wieder im Auto verstaut haben steuern wir unser erstes heutiges Ziel an: die Küste von Dyrhólaey, eine 115 m hoch aufragende Halbinsel im Süden Islands, etwa 6 km westlich von Vík í Mýrdal.
Wir biegen von der Ringstrasse ab auf eine Schotterstraße, die uns zu einem Parkplatz führt, der unterhalb der Küste über dem Strand Arnardrangur liegt. Der Wind pfeift um unser Auto und
ständig muss ich gegen Böen ansteuern, um es auf der Straße zu halten. An der Küste treffen wir auf wenige Menschen, nur vier Fotografen kämpfen mit ihren Stativen im stürmischen Wind. Hier
erwartet uns ein grandioses Spektakel, die Szenerie ist großartig!
Dunkle Schauerwolken wehen über das Meer, dazwischen beleuchtet die Sonne den wilden Atlantik und der Wind peitscht die Wellen an den schwarzen Strand. Ein Tohuwabohu des Meeres, das uns
fasziniert!
Riesige Wellen rollen über das Meer heran, krachen dann in die schwarzen Felsen und zerstäuben in riesigen weißen Gischtwolken, die uns oben einnebeln.
Irgendwann zieht es sich so zu, dass wir uns durchgefroren und nass, aber glücklich ins Auto zurückziehen, tief durchatmen und uns mit einem heißen Tee belohnen.
Wir fahren zurück auf die Ringstraße und dann weiter nach Vik. Hier kaufen im Supermarkt neue Lebensmittel ein und tanken das Auto voll. Im Laden der Tankstelle bekomme ich ein neues Paar Spikes für meine Wanderschuhe.
Weiter gehts über die dick mit Eis bedeckte Ringstraße und so bewegen wir uns direkt auf Europas größten Gletscher (Jökull) zu, den Vatnajökull. Ich habe gelesen, er sei so groß wie Korsika!
Es geht vorbei an schneebedeckten Lavafeldern, vereinzelten kleinen Farmen und seltsamen Bergen, die z.B. an ein Ufo erinnern. Mal ist es sonnig, dann wieder deckt uns eine Wolkendecke zu, der Schnee weht um uns herum und wir sehen nur weiß. Dann heftet ich mein Blick dankbar an die gelben Pfosten rechts und links der Straße, die mir helfen, die Orientierung nicht zu verlieren. Die Landschaft ist hier abwechselnd langweilig weiß und dann wieder unglaublich faszinierend.
Nach dreieinhalb Stunden haben wir das Vulkanmassiv des Öræfajökull vor uns, der ein Teil des riesigen Vatnajökulls ist. Der Anblick ist atemberaubend! Ganz rechts ist der
Hvannadalshnúkur zu sehen, der mit 2.110 m der höchste Gipfel Islands ist.
Die Straße schlängelt sich in einem großen Bogen auf das Bergmassiv des Vatnajökull zu. Die wenigen Autos und Trucks wirken in der Ferne wie Spielzeugautos.
In dem Gebiet direkt vor uns liegt im Nationalpark Skaftafell unser nächstes Ziel, der Wasserfall Svartifoss. Dazu verlassen wir die Ringstraße und fahren in eine Stichstraße direkt auf den Vatnajökull zu. Auch hier gibt es wieder ein Visitorcenter mit Parkplatz und Infotafeln. Es sind 1,8 km bis zum Svartifoss, der Weg ist sehr schneereich aber meistens gut platt getreten. Es ist 16:40 Uhr, als wir losgehen, die Sonne scheint und die Aussichten sind wieder einmal fantastisch, denn der Blick fällt in Richtung Süden über eine endlose Schneeebene.
Auf den folgenden drei Panoramafotos (die man sich aneinandergereiht vorstellen kann) sieht man von links nach rechts zunächst das Vulkanmassiv des Vatnajökull (Bild 1), dann beginnt die weite Ebene (Bild 2), die wir von rechts kommend mit dem Auto durchquert haben. Rechts unten auf Bild 2 ist der Weg zu erkennen, den wir vom Parkplatz aus gelaufen sind. Auf Bild 3 sieht man ganz rechts am Horizont die Bergkette, an der wir Stunden vorher vorbei gefahren sind.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir den Svartifoss, den schwarzen Wasserfall. Er stürzt über eine Felskante, die von fast schwarzen Basaltsäulen wie Orgelpfeifen eingerahmt wird und fließt weiter ins Vestragil, die Westschlucht. Riesige Monstereiszapfen hängen vor den Basaltsäulen, ein gigantisches Bild! Unten auf der Brücke winkt Britta mir zu.
Auf dem Rückweg leuchtet das Licht der Sonne wieder golden über das Land und wir können uns von dem Anblick der weiten Ebene gar nicht losreißen.
Am Abend wird unsere Autofahrt nochmal spannend. Mittlerweile ist es dunkel, als wir an der Eislagune Jökulsarlon vorbeifahren. Unsere Unterkunft, das Guesthouse Skalafell bei Höfn befindet sich noch 38 km dahinter an der Ringstraße. Unter großen Mühen finden wir im Schneegestöber das Guesthouse, die kleinen Hinweisschilder an der Straße sind zugeschneit und nicht zu entziffern. Dank Google maps, das auch offline unseren Standort anzeigt, wissen wir ungefähr, wo wir sind und fahren mehr oder weniger zufällig in die richtige Einfahrt hinein.
Britta steigt aus, sie will uns schon mal anmelden und mir dann beim Schleppen der Koffer helfen. Nach zwei Minuten kommt sie wieder heraus und schwenkt lachend ein Papier in der Hand. "Ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht!" sagt sie beim Einsteigen ins Auto. "Die schlechte, das Guesthouse ist überbucht, wir können hier nicht bleiben. Und die gute, ich habe unsere Übernachtung gerade hier bezahlt und jetzt fahren wir ein Stück zurück zum schönen, großen und teureren Hotel Smyrlabjörg." Guesthouse und Hotel haben anscheinend einen Deal, scheint öfter vorzukommen. Also fahren wir 5 km durch das Schneegestöber zurück und beziehen dort unser Zimmer.
Eine Isländerin, etwa Mitte zwanzig, von der Rezeption ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Sie hatte kurze schwarze Haare, war recht mollig und unglaublich freundlich. Sie wünschte uns eine gute Nacht, kam hinter dem Tresen hervor und hüpfte leise singend im Wechselschritt wie ein kleines Mädchen durch die Lobby in die Küche, das süße Bild einer fröhlichen Isländern :o)
Wir verbringen eine ruhige Nacht, denn Nordlicht ist nicht angesagt und irgendwann müssen wir ja auch mal schlafen.
Gute Nacht! :o)
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Hannah (Sonntag, 03 April 2016 20:08)
Und so tolle Gischtbilder!
Das wirkt alles so außerirdisch durch den ganzen Schnee!