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Island im Winter - Tag 12, 371 km nach Snaefellsnes

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Diesen Tag verbringen wir komplett im Auto. Von Akureyri nach Grundarfjördur auf Snæfellsnes, der westlichen Halbinsel Islands, sind es etwa 370 km. Wir werden durch Eis und Schnee fahren und Schneestürme werden über uns hinwegfegen, aber ab und zu wird auch die Sonne am Himmel lachen. Unglaubliche Wolkenformationen werden uns begleiten und manchmal wird die Straße gar nicht mehr erkennbar sein.

Eine spannende Fahrt wird es allemal werden, ich fahre und Britta ist eine perfekte Kartenleserin!

Wir verabschieden uns von Samuel und seiner Frau und verlassen Akureyri im Schneegestöber. Es liegt viel Neuschnee auf den Straßen, denn auch in dieser Nacht hat es fast durchgeschneit. Wir halten kurz an einer Weide an, um Islandponies zu streicheln und zu fotografieren. Sie stehen in einer Gruppe zusammen und trotzen dem Schnee, der  von allen Seiten auf sie einstürmt.

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Schneeidylle mit Zaun

Nach zwei anstrengenden Stunden über kaum zu erkennende Straßen und heulenden Wind erreichen wir Varmahlíð, wo wir tanken und die Aussicht über die jetzt sonnige Ebene genießen, über die wir zuvor gefahren sind. Auf der Strecke müssen wir einmal anhalten, weil Tiere über die Straße jagen. Zunächst denken wir es sind Rentiere, aber als wir näherkommen, sehen wir drei große Hunde, die mit großem Spaß durch den Schnee toben.

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Blick zurück über die Ebene bei Varmahlíð
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Gebirge bei Varmahlíð

Wir fahren die Ringstraße Nr. 1 weiter in Richtung Westen, sind immer wieder begeistert über die Lichtstimmungen und Wolkenformationen!

Wir fahren an dem kleinen Ort Laugarbakki vorbei und dann südwärts am Hrútafjörður entlang bis zu einer Kreuzung der Ringstraße Nr. 1 mit der Nr. 68, die auf der anderen Seite des Fjords nordwärtsführt. Doch wir stehen plötzlich vor einer Straßensperre und nix geht mehr! Wir fahren auf die hier liegenden Tankstelle wie schon viele Leute vor uns. Der Parkplatz ist voll mit Autos, ebenso wie Shop und Café voll mit Menschen sind. Wir haben morgens schon auf road.is gesehen, dass hier ein Teilstück der Ringstraße als rot, also gesperrt, gekennzeichnet war, aber wir hatten gehofft, dass die Stelle wieder passierbar wäre, wenn wir dort ankommen...Pech gehabt! Hier warten die Leute teilweise schon seit gestern darauf, weiterfahren zu dürfen... Eigentlich wollten wir der Ringstraße noch weiter in den Süden folgen, um dann in einem Bogen auf der Nr. 60 in den Norden von Snaefellsnes zu fahren. Bei diesen Wetterverhältnissen erschien uns das am sichersten. Wir trinken einen Kaffee, nehmen uns die Straßenkarte vor und entscheiden uns dann, die Nr. 68 ein Stück hochzufahren, um dann nach links in die Nr. 59 abzubiegen, die uns über eine weitere Hochebene führt und dann weiter in Snaefellsnes' Norden. Bevor wir hier auf der Tanke die Nacht verbringen, wollen wir es wenigstens versuchen und hoffen das Beste, denn die Straße ist wenigstens nicht als unpassierbar gekennzeichnet.

Die letzten Fotos und das letzte Filmchen im Video zeigen die Straße über die Hochebene:

 

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Nordküste von Snæfellsnes
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Street No. 54

Es ist halb fünf, als wir die Straße Nr. 54, die uns im Norden von Snæfellsnes nach Grundarfjördur bringen soll, erreichen.

Sie ist nicht mehr geteert, sondern nur noch geschottert und dementsprechend langsam kommen wir voran. Die Strecke an sich ist sehr schön, immer am Meer entlang. Es wird erst wieder ungemütlich, als wir erneut in Schneegestöber geraten und das auch noch an einer Stelle, die uns den Schweiß in den Nacken treibt! Die Straße führt zunächst weit bergauf auf den Álftafjörður zu, einen schmalen Fjord hier im Norden der Halbinsel. Diese Bucht des Fjords müssen wir umrunden und auf der Ostseite führt die Straße direkt unterhalb des Gebirges entlang, das zum Fjord hin steil abfällt. Es geht steil bergab, die Straße ist fast nicht zu erkennen und alles ist weiß um uns herum. Es liegt massenhaft Schnee auf ihr und die Gefahr steckenzubleiben, nimmt mit jedem Meter zu. In einer Schlidderpartie, die ich in meinem Leben nicht noch einmal erleben möchte, rollen und rutschen wir trotz Spikes in den Schneemassen hinab, während der Berg links neben uns steil über uns aufragt und rechts neben uns ebenso steil zum Fjord hin abfällt. Das Radio ist aus, keiner von uns sagt mehr einen Ton und ich sehe, wie Brittas Hand sich an den Griff in der Autotür klammert. Ganz zaghaft meint sie: "Ich hoffe, du siehst, wie steil es hier runtergeht?"

"Jo, ich hab alles im Griff!" sage ich zu ihr, um uns zu beruhigen, während das Steuer in meinen Händen abwechselnd nach rechts und links ausschlägt...wir dürfen nicht steckenbleiben, denn hier käme heute kein Schneepflug mehr und auch kein Trecker, um uns rauszuholen. Schon seit langer Zeit ist uns kein Auto mehr begegnet oder haben wir ein Gehöft gesehen, geschweige denn das Lebenszeichen eines anderen Menschen erhalten. Aber wir schaffen es tatsächlich, heil unten anzukommen! Herzlichen Dank, lieber Schutzengel!

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Snæfellsnes' Nordküste unter Schnee und Eis

Wir arbeiten uns voran und sind extrem erleichtert, als wir gegen halb sieben endlich unser Ziel erreichen: Grundarfjörður! Der Ort liegt an einer gleichnamigen wunderschönen Bucht, die umrahmt ist von einer atemberaubenden Berglandschaft. Schon auf Fotos und beim Lesen der Reiseliteratur über Island ist mir der westlich gelegene Berg Kirkjufell ins Auge gefallen. Und er fasziniert uns von Anfang an!

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Grundarfjörður am Fjord und sein Hausberg, der Kirkjufell (rechts)
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Blick aus dem Hotelzimmer auf den Kirkjufell

Für zwei Nächte steigen wir hier ab im Grundarfjördur Guesthouse and Apartements. Es handelt sich um ein Doppelzimmer in einer ehemaligen Lagerhalle am Hafen, klein aber fein.

Unser Fenster zeigt direkt auf den Fjord hinaus mit Blick auf den großartigen Kirkjufell, traumhaft! Es ist mittlerweile halb acht und noch immer ist es nicht dunkel, wenn auch der Berg kaum noch deutlich zu sehen ist.

Unser "Rezeptionist" hat uns empfohlen, immer mal wieder aufs Wasser rauszuschauen, da sich in der Bucht hin und wieder Wale tummeln....wie geil bitte ist das denn?

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Grundarfjördur Guesthouse and Apartements

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Kommentare: 1
  • #1

    Herri (Dienstag, 26 Juli 2016 05:59)

    Dazu fällt mir nur ein: Born to be wild (auch, wenn das im Ursprung anders gemeint ist). Das kann nicht jeder! ... und dann noch einmal aufarbeiten. Sehr liebevoll mit sehr viel Arbeit.