Der vierte Tag in den Niederlanden führt mich nach Rotterdam. Auch hier möchte ich mir ein Fahrrad leihen, was aber leider an den geschlossenen Fahrradverleihgeschäften scheitert.
Ich habe das Auto in einem Parkhaus nahe der Touristen Information (Coolsingel 114, 3011 AG Rotterdam) geparkt und laufe dann in Richtung der Südstadt über die
Erasmusbrücke.
Die Schrägseilbrücke über die Nieuwe Maas ist mit 802m und 6800t die größte und schwerste Klappbrücke in Westeuropa. Sie verbindet den Kop van Zuid, einen neuen Rotterdamer Stadtteil, der
seit 1993 auf dem etwa 120 Hektar großen ehemaligen Hafengebiet entsteht, mit dem Stadtzentrum .
Im Kop van Zuid stehen sehr abgefahrene Hochhäuser, architektonisch sehr interessant!
Ich laufe wieder zurück über die Erasmusbrücke und gehe dann am Ufer entlang in Richtung Hafen.
Rotterdam ist nach Amsterdam die zweitgrößte Stadt in den Niederlanden und besitzt verkehrlich große Bedeutung durch den größten Seehafen Europas.
Diese Stadt ist total irre und so verwirrend, weil, egal wo man auch hinsieht, das Auge ist völlig überfordert. Es gibt keine richtigen Fixpunkte, an denen man sich festhalten kann. Neue Architektur mischt sich mit alter, im alten Hafen "Oude Haven" liegen viele urige Boote vor einem Hintergrund aus alten und neuen Hochhäusern. Mittendrin immer wieder mehrstöckige Häuser aus der Jahrhundertwende um 1900 und Jugendstilhäuser. Im alten Hafen gibt es auch eine kleine Schiffswerft, wo historische Schiffe in altem Glanz restauriert werden.
Ich komme am "Het Witte Huis", dem "Weißen Haus" vorbei, das am alten Hafen steht. Das Jugendstil-Gebäude entstand in den Jahren 1897-1898.
Es war damals mit 43 Metern Europas erstes Hochhaus und war für viele Jahre das höchste Bürogebäude in Europa. Einer der Stadtentwickler hatte sich bei einem New York Besuch von Hochhäusern in
Manhattan inspirieren lassen. Besucher konnten im Gebäude einen Aufzug zur Aussichtsplattform im Obergeschoss nehmen, was damals eine absolute Neuheit war! Heutzutagekann man das weiße Haus
leider nur noch von außen bewundern.
Als Hafen und weißes Haus hinter mir liegen, fällt mir ein sehr wunderlicher Gebäudekomplex auf. Es handelt sich um Kubushäuser, die zu den Ikonen Rotterdams gehören. Diese 38 unkonventionellen Wohnungen sind um 45 Grad auf die Spitze gedreht und waren die ersten Kubuswohnungen Hollands. Rotterdam ist wahrlich nicht gerade arm an Architekturexperimenten! Die Würfelhäuser sind alle bewohnt bis auf eines, das besichtigt werden kann, der „Kijk-Kubus“.
Keine Wand ist gerade und ich spaziere fasziniert mit anderen Besuchern durch Küche, Wohn-, Ess- und Schlafzimmer.
Als ich die Kubushäuser verlasse fällt mir auf dem dahinter liegenden Platz ein riesiges Gebäude auf. Nach kanadischem und amerikanischem Vorbild ist hier 2014 eine Markthalle fertiggestellt worden, und das in einem einzigartigen Design in der Form eines riesigen Flugzeughangars. Die Wände und die Decke der Markthalle sind dekoriert mit riesigen bunten Tafeln, die Abbildungen von Obst und Gemüse zeigen. An der Vorder- und Rückseite der Markthalle in Rotterdam bieten riesige Glasfassaden einen Windschutz. Im UG gibt es ein Parkhaus und im DG Wohnungen.
Es ist viel los heute in Rotterdam, denn es ist "Koningsdag" - Königstag in Rotterdam. Stände sind aufgebaut und viele Menschen sind in orangenfarbene Klamotten gekleidet oder haben sich mit orangenen Accessoires geschmückt.
Eine Truppe junger Leute marschiert trommelnd durch die Stadt und begeistert die Feiernden.
Ich hatte ja die leise Hoffnung, jemanden aus der niederländischen Königsfamilie zu entdecken, aber leider war mir das nicht vergönnt.
Weiter geht's an der Laurenskerk vorbei, einer gotische Kirche und der einzigem mittelalterlichen Überrestin Rotterdam, am World Trade Center vorbei, durch die Einkaufsstraße "Lijnbaan" und
zurück auf den Schouwburgplein, einen riesigen Platz, der mich ebenfalls wieder architektonisch fasziniert.
Weiter geht es zum Hauptbahnhof Rotterdams, der Centraal Station. Besonders ins Auge fällt die Bahnhofshalle des neuen Empfangsgebäudes und auch die Hochhäuser um den Bahnhofsvorplatz herum geben ein tolles Bild ab!
Hier am Rathaus endet mein Besuch von Amsterdam, dieser irren, großartigen Stadt. Das Wetter war durchwachsen und immer wieder gab es kleine und heftige Regenschauer, Aprilwetter halt. Auf dem Weg nach Hause ins Sauerland mache ich noch einen Stopp bei Kinderdijk, einem kleinen Ort in den Niederlanden, der etwa 15 Kilometer südöstlich von Rotterdam in der Provinz Südholland liegt.
Im schönen, wasserreichen Gebiet in der Umgebung von Dordrecht befinden sich die Windmühlen von Kinderdijk. Neunzehn zauberhafte Windmühlen, um 1740 erbaut, stehen hier als Teil eines umfangreichen Wasserwirtschaftssystems zur Prävention von Überflutungen. Heutzutage sind sie das Symbol für das Wassermanagement in Holland und wurden 1997 auf die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO gesetzt. Die Windmühlen von Kinderdijk wurden erbaut, um die tiefer liegenden Gebiete des Alblasserwaard trocken zu halten. Sie bilden ein typisch holländisches Bild. Ich spaziere an zahlreichen Wasserläufen, Deichen, Windmühlen und Schleusen vorbei und trotze weiteren Regenschauern. Erst als Dauerregen einsetzt, kann ich mich von dieser wunderschönen Umgebung losreißen.
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