Mondfinsternis- und Blutmondfotos - so klappt's!
tipps zum richtigen Fotoequipment und die kameraeinstellungen
Das Schöne an einer Mondfinsternis ist, dass man viel mehr Zeit hat, Fotos zu machen, als bei einer Sonnenfinsternis. Es dauert einfach viel länger, bis der Mond den Erdschatten durchwandert hat.
Hier sind meine Tipps, wie du die Mondfinsternis erfolgreich fotografieren kannst. Wie schon in meinem Blogartikel über Nordlichtfotografie geschrieben habe, sollte deine Kameraausrüstung folgendes enthalten, besitzen und beherrschen.
Kamera:
- einen großen Bildsensor im APS-C oder Vollformat
- fotografieren im RAW Format
- rauscharm bei hohem ISO Wert (800 hat tatsächlich diesmal ausgereicht). Er hängt von der Helligkeit ab, also in wie weit der Mond schon bzw. noch im Erdschatten liegt. Je weniger ISO du brauchst umso besser die Bildqualität und umso geringer das Bildrauschen.
- Einstellung von Manuellem Modus, je nach Helligkeit die kleinste Blendenzahl bis Blende 8 einstellen und die Belichtungszeit nicht über 1/2 Sekunden einstellen, weil der Mond
sonst durch die Erdrotation unscharf wird.
Objektiv:
- um lohnenswerte Aufnahmen machen zu können, solltest du Teleobjektiv benutzen. Im Internet habe ich immer wieder gelesen, für eine Kamera im APS-C Format (z.B. Canon 70d) sollten es mindestens 200mm und aufwärts sein, für eine Vollformatkamera (z.B. Canon 6d) mindestens 300mm. Mein Foto oben habe ich mit der Canon 6d und dem Objektiv Canon 70-200mm bei 200mm aufgenommen und ich finde den Effekt auch bei dieser vermeintlich geringen Brennweite schon klasse und sehr beachtlich! Ich muss allerdings dazu sagen, dass es sich um einen Bildausschnitt handelt. Das heißt, es hat natürlich nicht mehr die ursprüngliche hohe Pixelanzahl des Originals, aber sie ist immer noch hoch genug, um ein qualitativ sehr gutes Din A3 Foto auszudrucken.
Stativ mit Kugelkopf:
- ohne geht's nicht! Je mehr die Mondfinsternis fortschreitet, umso weniger Restlicht ist da und dann wird es richtig schwer, ohne Stativ ein unverwackeltes Foto hinzubekommen.
Kabel- oder Funkauslöser:
- Ich nutze fast immer einen Kabelauslöser, um die Verwacklungsgefahr so gering wie möglich zu halten. Es gibt natürlich auch bei vielen Kameras die Möglichkeit, mit Hilfe des Smartphones (Wlan oder Bluetooth) auszulösen. Außerdem sollte aus den gleichen Gründen die Spiegelvorauslösung im Menue ausgestellt werden!
Kameraeinstellungen
Autofokus:
- Stell das Objektiv zu einer frühen Zeit per Autofokus scharf, wenn noch genügend Licht vorhanden ist! Tipp: Ich drehe auf maximale Brennweite (hier 200mm), stelle mit Autofokus scharf und fixiere dann den Fokusring mit ein wenig Tesafilm, damit er sich nicht mehr verstellen kann!
Blende:
- Es sollte mit offener Blende fotografiert werden, d.h. die kleinste Blendenzahl sollte eingestellt sein (es sei denn, das Objektiv neigt dann zum Schärfeverlust, dann musst du wieder ein wenig abblenden).
ISO:
- die ISO Empfindlichkeit muss höhergestellt werden je dunkler es ist. Auf dem Höhepunkt der Mondfinsternis hat mir eine ISO von 800 gereicht. Manchmal ist es jedoch sinnvoll, noch höher zu gehen, um die Verschlusszeit zu verkürzen, das musst du vielleicht vor Ort ausprobieren.
Verschlusszeit:
- Je kürzer die Verschlusszeit, desto besser ist es für die Schärfe des Fotos. Bei einer Brennweite von 200mm sollte sie nicht bei mehr als 1/20 Sek. liegen, da sich der Mond schneller bewegt, als man denkt.
Fazit:
Da Mond und Erde ständig in Bewegung sind und im Verlauf der Mondfinsternis unterschiedliche Lichtverhältnisse voherrschen, musst du die Einstellungen ISO, Blende und Verschlusszeit immer wieder im Auge behalten und bei Bedarf anpassen!
Fototipp:
Wenn du dir bei der Belichtungseinstellung unsicher bist, nutze die Belichtungsreihenautomatik (AEB), falls vorhanden. Dann kannst du drei verschieden belichtete Fotos machen und
das Beste aussuchen.
Besitzt deine Kamera diese ABE nicht, gibt es auch die Alternative, manuell vorzugehen:
- Wähle den Av-Aufnahmemodus (Zeitautomatik) und stell ISO und Blende wie oben beschrieben ein.
- Stell dann die Belichtungsmessmethode auf Integral oder Mehrfeld. Bei dieser Einstellung wird die Kamera eine durchschnittliche Belichtungszeit wählen, die aus allen Farb- und Helligkeitswerten der Aufnahmeszene ermittelt wird.
- Nutze jetzt das Wahlrad für die Belichtungskorrektur, um das Bild jeweils einmal über- und einmal unterzubelichten. Drehe dabei das Rädchen jeweils nach links bzw. nach rechts bis der Strich auf der "1" steht.
Dies ist die gleiche Methode, mit der man auch ein HDR Bild aus drei unterschiedlichen Belichtungen erzeugen kann, die später am PC zusammengefügt werden.
Um beurteilen zu können, wo und wann der Mond auf- bzw. untergeht, hilft folgende Website sehr gut weiter: mondverlauf.de. Es gibt dort auch eine Android-App, die man sich kostenlos herunterladen kann. Alternativ gibt es auch andere Apps, ich nutze zum Beispiel Photo Pills, die allerdings kostenpflichtig ist, aber auch noch viele andere tolle Funktionen hat.
TIPP: Um ein wirklich ansprechendes Foto zu bekommen, fotografier den Mond nicht allein, sondern such dir ein schönes Motiv für den Vordergrund! Je näher du heranzoomen kannst umso größer erscheint der Mond.
Das Schwierigste dabei ist es, zu beurteilen, wie hoch der Mond zu dem Zeitpunkt noch am Himmel steht. Sei flexibel und entscheide dich ruhig spontan noch um. Mein Motiv sollte ursprünglich der Arnsberger Glockenturm sein, der Mond stand aber noch so hoch, dass ich keinen Ort fand, an dem es passte. Durch die App "Photo Pills" hatte ich den Mondverlauf allerdings ungefähr im Kopf und dachte, der Winkel an der Ruhr unterhalb des Kreuzberges könnte passen. Ich packte schnell alles zusammen und fuhr dort hin. Kurz bevor der Mond wieder aus dem Erdschatten heraustrat, gelangen mir dann noch einige schöne Fotos...
Nachbearbeitung und Entwicklung:
Ich bezeichne die Nachbearbeitung der Fotos gerne als Entwicklung... also das, was früher in der Analogfotografie die Negativentwicklung war. Dazu verwende ich Lightroom 6. Hier kann auch das Bildrauschen, das beim Fotografieren mit hoher ISO entsteht, reduziert werden. Wichtig für die Bildentwicklung ist es, das Foto im RAW Format gemacht zu haben, denn nur dann hat man den meisten Einfluss auf Licht und Schatten und alle anderen Parameter. Ich versuche immer, das Foto so natürlich wie möglich wiederzugeben... so wie ich es selbst gesehen habe. Wobei ich allerdings festgestellt habe, dass das menschliche Auge das Rot des Blutmonds schwächer sieht als die Kamera!
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Horst_B (Freitag, 08 Februar 2019 08:38)
Vielen Dank für die wertvollen Tipps.
Ich drucke sie mir gleich aus und lege sie zu meinen Fotosachen.
Der nächste Vollmond kann kommen ;o)