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Gefrorene Seifenblasen fotografieren für Einsteiger

So lässt du Seifenblasen gefrieren!

Alles, was du wissen musst und brauchst für die Seifenblasenfotografie

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100mm - F/8 - 1/1600 Sek. - ISO 100

Eisiges Winterwetter bietet die Chance auf außergewöhnliche Fotos mit gefrorenen Seifenblasen. Ich nutze dafür normale Seifenblasenlauge, die es zu kaufen gibt - klappt prima. Die Temperatur sollte unter -1 Grad liegen, noch besser bei -10 Grad. Je kälter es ist umso schneller kannst du die Seifenblase zur filigranen Eiskristallkugel gefrieren lassen. Mit viel Geduld und Spucke, bei Windstille und Trockenheit sollte es dir gelingen, eine Seifenblase vorsichtig auf einer kalten Unterlage abzusetzen. Manche benutzen einen Strohhalm, ich komme besser mit dem ganz normalen in den Deckel der Pustefixflasche integriertem Blasring zurecht. Ich puste, fange die fliegende Seifenblase mit dem Ring ein und setze sie ab. Also ganz leicht? Nee!

Nach gefühlten 50 Versuchen, mindestens fünf zu früh geplatzten Blasen, den Brillengläsern voller Seifenlaugenspritzer, klebrigen Fingern, vollgetropften Klamotten und dem Geschmack von Seife auf den Lippen klappt es dann irgendwann endlich! 😆
Nutze ein Makroobjektiv oder ein leichtes Tele und wenn du magst auch ein Stativ. Ich persönlich benutze kein Stativ, weil ich mich gerne beim Fotografieren bewege und die Position verändere. Das ist mit einem an der Kamera hängenden Stativ nicht gut möglich. Vor einem dunklen Hintergrund kommen die Eisstrukturen gut zur Geltung. Spiegelungen der Umgebung können reizvoll sein, aber auch stören. Probiere es einfach aus und entscheide hinterher, was dir besser gefällt.

Im Internet gibt es zwar schon viele Beschreibungen, aber ich möchte meinen eigenen Senf auch dazugeben und ehrlich über meine Erfahrungen berichten, die dir als Einsteiger oder Einsteigerin ganz sicher helfen werden!

Wissen - Wie entsteht eine Seifenblase überhaupt?

Bläst du Luft in die Seifenlauge, bildet sich um die Wassermoleküle herum eine hauchdünne Seifenhaut aus Seifenmolekülen (Tensiden). Letztere verringern die Oberflächenspannung des Wassers und bewirken, dass die Oberfläche dieser Mischung elastisch ist und sich ausdehnen kann. Unterhalb der Wassermoleküle, die zu einem hauchdünnen Wasserfilm werden, bildet sich eine zweite, innere Seifenhaut. Da sich die Moleküle der beiden Seifenhäute gegenseitig anziehen, bleibt die entstehende Blase stabil. Zur gleichen Zeit zieht die Schwerkraft das von beiden Seiten umschlossene Wasser nach unten in Richtung Erde. Irgendwann können sich die Seifenmoleküle an der Oberseite der Seifenblase nicht mehr festhalten und die Hülle platzt. Zur Lauge beigefügter Zucker soll dafür sorgen, dass sich die Seifenmoleküle länger festhalten können als normalerweise.

 

Kleine Geschichte der Seifenblasen

Die Sumerer, eine antike Zivilisation im heutigen Irak, gelten als die ersten Seifenhersteller. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass sie bereits im dritten Jahrtausend vor Christus Seifen hergestellt haben, bestehend aus Wasser, Pflanzenasche und Ziegentalg.

Im Laufe der Zeit wurde die Seifenherstellung weiterentwickelt und verschiedene Kulturen trugen dazu bei, sie zu verfeinern und zu verbreiten. Im Mittelalter gelangte das Wissen über die Seifenherstellung durch den Handel mit arabischen Kulturen nach Europa. Dieser Wissensaustausch könnte dazu beigetragen haben, dass Menschen begannen, Seifenlösungen zu verwenden, um Blasen zu erzeugen und sich daran zu erfreuen.

Die dokumentierte Geschichte der Seifenblasen als Spielzeug reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit wurden Seifenblasen von Kindern und Erwachsenen als Unterhaltung geschätzt. Es wurden spezielle Blasenpfeifen und Werkzeuge entwickelt, um größere und stabilere Blasen zu erzeugen. Nach dem zweiten Weltkrieg experimentierte der promovierte Chemiker Rolf Hein in Tübingen mit Rezepten für Waschmittel. Eher zufällig entdeckt er dabei eine Rezeptur, die große und wunderschön schillernde Seifenblasen entstehen ließ. Hein hatte die Idee, daraus ein gebrauchsfertiges Produkt für Kinder zu machen und es entstand das heute immer noch bekannte und genutzte "Pustefix".

 

Die Seifenlauge - fertig gekaufte Seifenblasen

Bei meinen Internet-Recherchen fand ich immer wieder die Behauptung, dass es das Beste sei, die Seifenlauge für die perfekte Seifenblase selbst anzumischen. Das Rezept wird dann gleich mitgeliefert - da gibt es dann so abenteuerliche Rezepte mit Zucker, Kleister oder Maissirup und was weiß ich noch alles.

 

Da ich überhaupt keine Lust auf diesen Zeitaufwand, das Zusammensuchen bzw. -kaufen der Zutaten und das Mixen hatte und zudem  direkt mit den Seifenblasen beginnen wollte, habe ich mir das Selbstmischen gespart und die fertig gekauften Pustefix Seifenblasen* (Pustefix Nachfüllflasche*) meiner Enkel genutzt, die ich eh gerade da hatte. Und was soll ich sagen, es funktioniert einwandfrei! Es muss übrigens nicht unbedingt die Marke Pustefix sein, preisgünstigere Seifenblasen funktionieren genauso gut.

 

Mein Tipp: Stell das Fläschchen immer in den Kühlschrank, dann hast du es direkt in der angepasst kühlen Temperatur bereitstehen und kannst es sofort nutzen.

 

Hast du gerade keine gekaufte Seifenblasen zu Hause oder ist dein Fläschchen leer, hast du natürlich trotzdem die Möglichkeit, eine eigene Seifenblasenlauge zusammen zu mischen. Dann reicht es allerdings, das normale Spülmittel zu nutzen, das du eh im Haus hast.

Ein Richtwert ist folgendes Maß: 300 ml Wasser und 40 ml Spülmittel - alles muß gut vermixt werden! Das funktioniert wunderbar mit Hilfe eines Milchaufschäumers oder auch mit einem Handrührgerät. Danach lass die Mischung 4 Stunden stehen (oder über Nacht), damit die Minibläschen, die beim Mixen entstehen, platzen können.

 

Hier noch ein Rezept von WDR Wissen für Kinder für extra stabile Seifenblasen, das ich selbst noch nicht ausprobiert habe:

300 ml destilliertes Wasser, 90 ml Spülmittel und 40 Milliliter Maissirup

 

Seifenblase richtig auf die Unterlage setzen

Das Gute ist, bei den gekauften Seifenblasen hast du den in den Deckel der Flasche integriertem Blasring schon direkt dabei, falls du keinen Plastik-Strohhalm zur Hand hast. In unseren Zeiten der Plastikvermeidung gibt es richtigerweise eh keine mehr zu kaufen. Ich habe zum Glück noch einige Knickstrohhalme in meiner Küche gefunden, die ich sorgsam verwahre für diese Gelegenheiten.

 

Blasring:

Puste durch den Blasring und versuche, eine der schönsten und größeren Seifenblasen vorsichtig mit dem Ring wieder einzufangen. Bewege den Blasring zu deiner Unterlage und drehe ihn senkrecht zur Unterlage. Setze die Seifenblase langsam ab und ziehe den Blasring vorsichtig nach oben weg. Mit ein wenig Glück bleibt sie ganz und beginnt zu gefrieren. Platzt sie, und glaube mir, das wird sie oft, habe Geduld und beginne halt einfach von vorn. 

 

Strohhalm:

Tunke den Strohhalm leicht in die Seifenlauge ein, es bildet sich ein "Laugenfilm" an seinem Ende. Puste die Seifenblase ganz vorsichtig und gefühlvoll direkt auf die vorbereitete Unterlage und hoffe, dass sie nicht platzt.

 

Die Größe der Seifenblase:

Es reichen etwa 3-4 cm Durchmesser, denn du fotografierst im Tele- oder Makrobereich. Größere Seifenblasen eignen sich allerdings auch gut für Detailaufnahmen einer Seifenblase. Bitte nicht die Seifenlauge im Strohhalm hochziehen. Das bringt nichts und schmeckt auch nicht besonders gut. ;-)

 

Unterlage:

Je glatter die Oberfläche der Unterlage, umso leichter ist es, die Blase zu plazieren, ohne dass sie platzt. Das Aufsetzen der Seifenblase auf eine gröbere Unterlage oder gar auf einen Ast oder den Teil einer Pflanze ist schwieriger und benötigt einige Übung. Will es einfach nicht klappen, liegt es sehr wahrscheinlich am zu groben Untergrund. Dann kannst du auch etwas anderes ausprobieren: Halte den Strohhalm senkrecht nach unten nahe über deine Wunschunterlage und lass die Seifenblase einfach durch die Schwerkraft vom Strohhalm hinunterfallen. Sie wird sich vom Strohhalm lösen und sanft nach untern schweben.

Hier ist ein Knickstohhalm sehr hilfreich, denn du brauchst deinen Hals nicht nicht so verrenken. Knicke das kurze Ende um 90 Grad, tauche es in die Lauge und halte den Halm dann am anderen längeren Ende so, dass die Blase beim Pusten senkrecht fallen kann.

Die Unterlage

Es hilft anfangs ungemein, eine größere und vor allem glattere Unterlage auszusuchen oder sie vorher zu präparieren. Damit ich nicht unbequem gebückt fotografieren muss, suche ich mir einen höher gelegenen Ort wie zum Beispiel eine Hecke im Garten und lege ein gefrorenes oder auch mit Schnee bedecktes Blatt auf deren Zweige. Die Seifenblase wird dann durch die größere Auflagefläche nicht ganz so rund und kugelig, aber sie platzt auch weniger schnell und verhilft dir eher zu einem Erfolgserlebnis. Und glaub mir, das wirst du brauchen, um nicht vorzeitig aufzugeben.

Merke: Je kälter die Unterlage ist, umso schneller und schöner gefriert die Seifenblase.

Mit der richtigen Übung kannst du später natürlich auch Pflanzen, Zweige und viele andere Unterlagen nutzen.

 

Die Umgebung

Beobachte deine Seifenblase und achte dabei auf die Spiegelungen der Umgebung. Befindest du dich zu Hause im Garten, werden sich die umgebenden Häuser in der Nachbarschaft und der Himmel in ihr spiegeln, zumindest so lange, bis sie komplett gefroren ist. Es kann sehr reizvoll sein, die Spiegelung mit auf das Bild zu bekommen, kann aber auch störend wirken. Scheint die Sonne, sind die Kontraste größer, allerdings kann die mit ins Bild genommene Sonne für schöne Lichteffekte sorgen.

Probiere es aus!

Merke: Je dunkler die Umgebung, umso besser sind die Strukturen der Eiskristalle zu sehen!

 

Die Wetterverhältnisse

Das Wetter spielt natürlich die größte Rolle!

Es muss auf jeden Fall sehr kalt sein, möglichst unter -1 Grad. Die Strukturen der Eiskristalle auf der Seifenblase unterscheiden sich je nach Temperatur. Je kälter es ist umso fedriger und feiner sind die Eismuster, die sich bilden. Probiere es an Tagen mit verschiedenen Temperaturen aus und schaue, wie unterschiedlich die gefrorenen Seifenblasen aussehen.

Außerdem sollte es unbedingt so windstill sein wie nur möglich. Daher eignet sich besonders der frühe Morgen oder der späte Abend, wenn der Wind noch nicht aufgekommen ist oder sich abends beruhigt hat. Der geringste Wind bringt deine Seifenblase früh zum Platzen und führt zu störenden Bewegungen der Unterlage, von Ästen und Zweigen der Pflanzen, die du nutzen möchtest.

Scheint die Sonne, nutze sie für schöne Lichtreflexe oder weiches Licht am Morgen oder Abend. Kommt die Sonne von der Seite, kann sie für schöne Lichtpunkte in Sternenform auf der Seifenblasenseite sorgen. Auch die Sonne im Gegenlicht sorgt für schöne Effekte.

 

Kamera und Objektive

Wie schon erwähnt, bewegt man sich hier im Bereich der Makrofotografie. Ideal wäre also ein Makroobjektiv wie zum Beispiel das Canon EF 100mm F2.8 L IS USM*. Du kannst aber auch ein leichtes Teleobjektiv, wie beispielsweise Canon EF 24-105mm F4L IS USM II* nehmen. Natürlich kannst du auch jede andere Kamera mit Makro- oder Teleeinstellung nutzen. Wichtig und am reizvollsten ist es, wenn der Hintergrund undeutlicher, und noch besser, verschwommen dargestellt wird und sich ein schönes Bokeh bildet.

Wenn du wegen eventueller Verwackler sicher gehen willst, nutze ein Stativ. Es geht allerdings auch ohne - teste aus, was dir eher liegt.

 

Und jetzt heißt es üben...üben...üben!
Hast du es schon mal versucht? Wie war das Ergebnis? Schreibe mir deine Erfahrungen gerne in die Kommentare!
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