Rafting -Wandern -Fotografieren -Geniessen
Sich durch den Canyon treiben lassen und Stomschnellen bewältigen, Wasserfälle und Slotcanyons erwandern und unter den Sternenhimmel schlafen
Alle Informationen über die Planung dieser Rafting Reise, Packlisten und vieles mehr findest du HIER!
Start und Ziel: Las Vegas
Zeit: Anfang September 2019, 10 Tage - 2 Übernachtungen in Las Vegas, 8 Tage im Schlauchboot
Meilen: ca. 280, davon 240 im motorisierten Schlauchboot und 40 im Schnellboot
Company: GCEX - Grand Canyon Expeditions Company
Boote: zwei motorisierte Schlauchboote mit je zwei Guides und 13 bzw. 14 Gästen
Kosten: $2858 (ohne Flug)
Beginn: Meile 0 - Lee's Ferry
Ende (Schlauchboot): ca. Meile 238 - Seperation Canyon
Ende (Schnellboot): Meile 280 - Pearce Ferry
Tag 5 - M. Johnston Camp (mile 120) - OC's (mile 137)
The Great Unconformity Im Blacktail Canyon, Stone Creek Waterfall, upper Deer Creek und viele Dickhornschafe
M. Johnston Camp - morgens früh um sechs, der Blick auf meine Lagerstätte flussaufwärts...
Unter freiem Himmel zu schlafen, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich haben wir uns aber schnell daran gewöhnt. In der letzten Nacht hatte ich
eigentlich vor, Fotos vom Nachthimmel zu machen. Es ist unfassbar, wie sich hier in der Nacht der Himmel zeigt, übersät mit Sternen, obwohl der Mond zusätzlich am Himmel steht. Hier in der
Wildnis und ohne den Einfluss von Lichtern einer naheliegenden Stadt ist der Nachthimmel überwältigend. Keine Lichtverschmutzung und Natur pur!
Vorsorglich ließ ich mein Stativ aufgebaut... falls ich in der Nacht wach würde, könnte ich sofort loslegen. Ich war jedoch so müde, dass ich durchschlief und die Nachtfotografie somit auf später verschob. Heute morgen erzählt mir Heidi, sie hätten gestern Abend mit Hilfe ihres Schwarzlichts Skorpione im Sand gesehen. Puh, da bin ich doch ganz froh, die Nacht verschlafen zu haben...
...und der Blick flussabwärts.
Nach dem üblichen Prozedere, Kaffee holen, Sachen packen, Frühstück, Geschirr spülen, Sachen zum Boot schleppen, noch einen Kaffee trinken und Toilettengang, brechen wir auf. Die Morgensonne steht knapp über der Canyonkante und taucht die oberen Felsen in rotgoldenes Licht und noch immer kann ich mich nicht satt sehen an ihm.
Wir fahren eine knappe Meile und landen auf der rechten Canyonseite mitten in der kleineren Blacktail Rapid am Strand des Blacktail Camps. Wir starten hier unseren ersten Hike am Morgen. Der Blacktail Canyon ist ein tiefer, schmaler Schnitt durch die dünnen Schichten des Tapeats Sandsteins. Gewellt stapeln sich die Schichten übereinander und in vielen Windungen verläuft der Canyon bis hinauf zum Powell-Plateau. Der Boden des Blacktail Canyons steigt treppenförmig an und bildet, ähnlich kleiner Badewannen, leichte Vertiefungen, die bei Regen mit dem sonst eher mäßig fließenden Bach sicher gut gefüllt werden. Geformt wurden sie jedoch einst durch das Auswaschen, als das Wasser herabdonnerte. Es ist etwas düster im schmalen Canyoninnern, hier dringt die Sonne nur mittags ein.
Der Blacktail Canyon ist bekannt für ein geologisches Phänomen: The Great Unconformity, zu deutsch eine Diskordanz. Hier zeigt sich etwa auf Kopfhöhe eine geologische Lücke von 1,2 Milliarden Jahren! (siehe Pfeil)
Oberhalb dieser Lücke befindet sich 500 Millionen Jahre alter Sandstein aus dem Kambrium: zu der Zeit bewohnten Muscheln die Meere, aber noch keine Fische. Unterhalb der Lücke befindet sich ein Fels, der so alt ist, dass er sich zu Gneis entwickelt hat, nämlich 1,75 Milliarden Jahre. Somit haben mehr als 1,2 Milliarden Jahre Erdgeschichte an dieser Stelle auf der Erde keinen Nachweis hinterlassen. Möglicherweise war dies die ganze Zeit über ein Hochlandgebiet, so dass es zu keiner Ablagerung kam. Oder vielleicht lag dieser Punkt während dieser Zeit unter Wasser, aber dann kam es zu einer Anhebung und die gesamte regionale Erdgeschichte wurde verändert.
Mitten im Bachlauf, der mehr einem Rinnsal gleicht, liegt ein herabgestürzter Felsen. Hier endet unser kleiner Hike. Mit ein wenig Kletterei ist es sicher möglich, den Canyon weiter zu erkunden, aber nicht für uns und nicht heute. Wir verteilen uns, lehnen uns gegen die Wände und Griffin liest uns wieder einige Anekdoten vor, bevor wir zu den Booten zurückkehren.
Heute beziehe ich den Platz vorne in der Mitte. Vorne rechts auf dem Boot sitzt Cindy und vorne links hat sich diesmal Randy plaziert und wir drei, allesamt ausgestattet mit einer Gopro verstehen uns bestens. Wir passieren wieder etliche Rapids: Blacktail, 122 Mile, 123 Mile, Forster, Fossil, 127 und 128 Mile, Specter, Bedrock und zuletzt die Deubendorff Rapid.
Außer dem Spaß beim Durchfahren der vielen Rapids erleben wir auch noch andere Naturereignisse auf den nächsten 11-12 Meilen. Die Gesteinsschichtungen und ihre Farben sind fantastisch und besonders häufig sind hier die blank polierten, fast schwarzen Felsen am Ufer zu sehen. Einen Graureiher entdecken wir ebenfalls, er lässt sich von uns nicht stören.
Als wir eine größere Herde Dickhornschafe am Ufer entdecken, halten wir längere Zeit an, um sie in Ruhe zu beobachten. Das an den besonders dicken Hörnern deutlich erkennbare Leittier stellt sich regelrecht in Positur. Ich könnte wetten, dass es mir mehr als einmal die Zunge herausstreckt. ;o)
Kurz nach der Deubendorff Rapid landen wir zwischen den Meilen 132 und 133 am rechten Ufer. Mittlerweile hat sich wieder unser Hunger eingestellt. Während unsere Guides den Lunch vorbereiten, erkunden wir den Stone Creek, der uns direkt zu einem schönen Wasserfall inmitten leuchtend roter Felsen führt. Während meine Raftingfreunde nacheinander eine Dusche nehmen und für Handyfotos posieren, baue ich etwas entfernt auf einem Felsen mein Stativ auf. Dann warte ich, bis es ruhiger wird und ich mich zuletzt alleine am Wasserfall befinde. Endlich mal eine Location ganz für mich allein!
Stone Creek Wasserfall
Auch hier erkennt man wieder gut die Trockenzeit, die gerade vorherrscht. Der Stone-Creek-Wasserfall, benannt nach dem Flusspionier Julius Stone, gleicht eher einem milden Sprühregen, der herabregnet.
Der Blick zurück auf den Trail in Richtung Colorado River ist auch nicht zu verachten und ich schieße noch schnell ein Foto von der Landschaft, bevor ich mich auf den Rückweg zum Lunch am Wasser mache.
Während wir unser Essen verputzen, liest Griffin wieder einmal eine nette Geschichte aus seinem Lieblingsbuch vor. Dann wird alles verpackt und wir nehmen unsere
Plätze an Bord wieder ein. Nach drei weiteren Rapids mit Namen Tapeats, Bonita Creek und 135 Mile landen wir nach etwas mehr als einer halben Stunde nochmals am rechten Ufer an einem großen
Sandstrand, an dem schon eine andere Expedition vor Anker gegangen ist. Vom Boot aus sehen wir den oberen Teil eines Wasserfalls, der aus einer tiefen engen Felsspalte herausschießt und sind
gespannt, was uns erwartet.
Es handelt sich um die Deer Creek Falls. Wer möchte, schließt sich eine Wanderung zum Patio (eine Art Terasse in der Schlucht) und dem Upper Deer Creek an, die von Emily, Griffin und Dan begleitet wird. Es ist mittlerweile extrem heiß. Bevor wir losgehen, füllen wir alle unsere Flaschen nach und tauchen im Fluss einmal mit Klamotten ins Wasser ein. Wie sich herausstellt ist das auch bitter nötig, denn der Weg führt recht steil und ohne Schatten hinauf.
Der Pfad beginnt unterhalb des Wasserfalls und wir müssen ein gehöriges Stück hinaufklettern, um die Höhe des Wasserfalls zu überwinden. Sobald wir auf dem Pfad eine gewisse Höhe erreicht haben, eröffnet sich vor uns ein weiter und traumhafter Blick auf den Grand Canyon.
Nach einer Wegbiegung verengt sich unser Blickfeld, denn vor uns liegt der Deer Creek Canyon. Der Tapeatssandstein bildet, vom Fluss aus über mehrere 100 Meter taleinwärts, senkrechte Vorsprünge, die auf beiden Seiten der Klamm wie Zähne ineinander greifen. Auf dem Grund dieses Einschnitts hören wir vielleicht zehn Meter unter uns das Wasser des Deer Creeks rauschen. Der Pfad ist sehr schmal, mancher meiner Raftingfreunde hat Höhenangst, scheint nicht so trittsicher und kommt nur langsam voran. So bleibt mir genug Zeit, um Fotos zu machen.
Irgendwann weitet sich die schmale Schlucht wieder und vor uns tauchen Pflanzen und Bäume auf. Sie werden von dem Sprühnebel weiterer Wasserfälle befeuchtet. Wir erreichen einen zungenförmigen breiten Felsvorsprung, über dessen Seite ein Wasserfall viele Meter in die Tiefe stürzt. Es ist, als würde man plötzlich in einer Oase stehen!
Upper Deer Creek
Während einige sich ausruhen oder im Wasser baden, nutze ich die halbe Stunde Pause, um im Creek so weit weiter zu laufen, bis es nicht mehr geht. An diesem Punkt befindet sich ein weiterer kleiner Wasserfall, den man allerdings umgehen kann, um einem Wanderweg weiter zu folgen, der bis zum North Rim hinauf führt. Hier ist Griffin anscheinend als "Wachtposten" aufgestellt und achtet darauf, dass niemand diesen Punkt überschreitet. Er zeigt mir eine Nische in der Wand, in der ein toter Puma liegt, wie traurig...
Nach einer erneuten Abkühlung mit Klamotten im Creek verlassen wir diesen schönen Ort wieder, auf dem gleichen Weg, den wir durch die enge Schlucht gekommen sind. Und noch einmal werden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf den Colorado belohnt.
Auch auf die andere Seite des Flusses, also flussabwärts, können wir an dieser Stelle schauen (Foto unten). An dem Strand, den wir von hier oben sehen, wird unser Camp für die nächste Nacht aufgeschlagen, eröffnet uns Emily. Das wird also nur ein kurzes Übersetzen werden.
Die Lage des OC's Camps ist traumhaft schön! Da wieder kein Regen angesagt ist und daher der Pegel nicht ansteigen wird, dürfen wir unser Lager direkt am Fluss aufschlagen. Ich habe sogar meinen eigenen Strand und schaue direkt hinüber auf die im Abendsonnenlicht liegende Tapeatswand, die den Upper Deer Creek beherbergt, den wir am Nachmittag erwandert haben. Hinter meinem Lagerplatz wächst eine weitere beeindruckende Tapeatswand aus dem Sand in den Himmel hinauf.
Wenn du noch mehr erfahren möchtest, klickst du hier:
William H. Calvin, Der Strom, der bergauf fließt*
William H. Calvin bricht mit einer Gruppe von Wissenschaftlern zu einer Fahrt auf dem Colorado auf und hält die faszinierenden Eindrücke der Stromschnellen, bizarren Felsformationen und extremen Fauna und Flora in einem Tagebuch fest.Dieses Buch war der Tipp einer Bekannten, die ich nach meiner Rafting Reise kennenlernte. Ich habe es verschlungen und vieles wieder erkannt! Ein tolles Buch der Rafting Tour im Ruderboot, eine Reise durch Geologie und Evolution mit wunderbaren Beschreibungen und Gesprächen über die Geschichte des Lebens allgemein.
Absolute Empfehlung!
The Grand Canyon: Between River and Rim*
Ein tolles Geschenk für jeden Grand Canyon Fan! Großartige Fotos zum Wegträumen, ein Bildband in sehr guter Qualität und englischer Sprache.
Grand Canyon: The Complete Guide: Grand Canyon National Park*
Dieser Guide ist der beste, den ich kenne! Er deckt alle Themen ab, die im Zusammenhang mit dem National Park stehen: Wanderungen, River Rafting, Biking - alles drin!
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Hannah (Mittwoch, 15 Juli 2020 22:41)
Wieder so ein schöner Bericht! Präkambrium haben wir tatsächlich nur einmal in Wales gesehen! Echt beeindruckend, dass das im GC so aufgeschlossen ist! Das ist schon was Besonderes!