Raften - Wandern - Fotografieren - Geniessen
Sich durch den Grand Canyon treiben lassen und Stomschnellen bewältigen, Wasserfälle und Slotcanyons erwandern und unter dem Sternenhimmel schlafen
Lava Falls
Urplötzlich stehst du davor: Wie ein Riss klafft der Grand Canyon inmitten einer weiten Ebene auseinander. Ganz unvermittelt geht es an seinen Rändern South und North Rim in die Tiefe. Erst weiter im Süden weitet sich die Schlucht zu einem Labyrinth, bis zu 29 Kilometer breit und 1600 Meter tief. Dort unten fließt der Colorado River, Urheber dieses fantastischen Naturwunders in Arizona/USA. Und dort hinunter auf das Wasser führt mich diesmal meine Reise, in diese riesige Schlucht, deren Gesteinsschichten bis in eine Zeit zurückreichen, in der noch Bakterien das Leben auf der Erde beherrschten. Wer diesen Fluss befährt, begibt sich auf eine Reise durch 1,7 Milliarden Jahre Erdgeschichte und eine der längsten und spektakulärsten Wildwassertouren der Welt - was für ein großartiges Abenteuer! Skorpione, giftige Schlangen und Spinnen gibt es hier im Grand Canyon, aber wir schlafen ja im Zelt, da ist es sicher.
Alle Informationen über die Planung dieser Rafting Reise, Packlisten und vieles mehr findest du HIER!
Start und Ziel: Las Vegas
Zeit: Anfang September, 10 Tage - 2 Übernachtungen in Las Vegas, 8 Tage im Schlauchboot
Meilen: ca. 280, davon 240 im motorisierten Schlauchboot und 40 im Schnellboot
Company: GCEX - Grand Canyon Expeditions Company
Boote: zwei motorisierte Schlauchboote mit je zwei Guides und 13 bzw. 14 Gästen
Kosten: $2858 (ohne Flug)
Beginn: Meile 0 - Lee's Ferry
Ende (Schlauchboot): ca. Meile 238 - Seperation Canyon
Ende (Schnellboot): Meile 280 - Pearce Ferry
Tag 1 - Las Vegas - Lee's Ferry (mile 0) - Lone Cedar (mile 23)
Bei Lee's Ferry beginnt das Abenteuer!
Lee's Ferry
Um 5 Uhr morgens klingelt mich der Wecker aus dem Hotelbett. Las Vegas' Casinosüchtige liegen noch schlafend in ihren Betten, ich höre nur einen kleinen Reinigungswagen die Straße entlangfahren. Am Abend vorher habe ich im GCEXeigenen Hotelraum meine Mitrafter das erste Mal getroffen, die ersten Infos erhalten und mich mit den anderen auf die Shopartikel wie Karabinerhaken, Trinkflaschen und gedruckte River Guides gestürzt.
Am Ende des Infoabends packte jeder seine Sachen, die er auf der Tour braucht, in den ausgeteilten oliv farbigen Seesack. Ich hatte Glück und konnte für meine Fotoausrüstung einen zweiten Seesack ergattern, weil einer übrig blieb. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich ja noch nichts von der tagtäglichen Schlepperei meiner diversen Gepäckstücke...
Ich organisiere mir einen Gepäckwagen und fahre sämtliches Gepäck in die Lobby, wo sich nach und nach alle zum Frühstück versammeln. Unsere Koffer werden im GCEX Zimmer bis zu unserer Rückkehr gelagert.
Lucy aus Leeds in Großbritannien und ich sind übrigens die einzigen Europäer auf dieser Tour, alle anderen kommen aus den USA. Nach dem Frühstück geht's dann ab in den Bus und los in Richtung Page, in dessen Nähe sich einstige Fähranleger Lee's Ferry befindet. Nur hier, am Übergang vom Glen Canyon zum Grand Canyon, können Boote zu Wasser gelassen werden. Unterwegs gibt es noch einmal die Gelegenheit, sich in einem Walmart mit diversen Dingen auszustatten. Ich ergattere einen 10 Liter Dry Bag, über den ich später sehr froh bin! Und dann sind wir nach fünf Stunden endlich da, die Lee's Ferry Boat Ramp liegt vor uns.
Zwei motorisierte Schlauchboote liegen am Ufer, zehn Meter lang. Sie sehen aus wie Gummiflöße, verbunden mit schlauchartigen Auslegern und einem Bug. Mit einer
Menschenkette aus 27 Gästen und vier Steuerleuten verladen wir unser Gepäck. In der Bootsmitte vertäut, dienen sie uns zusammen mit den Seesäcken, die unser Bettzeug enthalten, während der
Fahrt als Rückenlehne.
Uns alle vereint der Wunsch, den Grand Canyon vom Wasser aus zu erkunden und dabei sozusagen "aus der Zeit zu fallen". Ab jetzt haben unsere Telefone keinen Empfang
mehr, denn vor uns liegen acht Tage Wildnis, 280 Flussmeilen und fast 200 Stromschnellen, darunter einige der gefährlichsten Nordamerikas.
Zwei junge Frauen, Hannah und Emily, sind unsere Bootssteuerleute. Hannah wird von Griffin unterstützt, Emily von ihrem Freund Don.
Ihre ersten Anweisungen:
- Auf dem Boot immer die Schwimmwesten tragen
- jeden Tag 3-4 Liter Wasser trinken
- wenn es heiß ist, mit den Klamotten im Fluss eintauchen, besonders vor den Wanderungen
Wir verteilen uns auf den Booten und los geht's.
Der Colorado hat ein beachtliches Tempo drauf und erzeugt dadurch eine ständige Brise. Oft lassen wir uns einfach nur treiben, hin und wieder wird der Motor angeworfen. Wir erreichen den Marble Canyon und sehen bald die beiden Navajo Bridges, die vor uns in luftiger Höhe zwillingsgleich den Canyon überspannen. Die Navajo Bridge war 1929 auf 965 Kilometern Flusslänge die einzige Brücke über den Colorado. Sie bildete damit eine lebenswichtige Verbindung zwischen Arizona und Utah. Der erste direkte Highway zwischen den beiden Bundesstaaten (jetzt Highway 89) führte über sie hinweg. Sie war zum Zeitpunkt ihrer Errichtung die höchste Stahlbogenbrücke der Welt. Die zweite neue Brücke,1995 eingeweiht, ist technisch moderner konstruiert und sieht der alten Brücke täuschend ähnlich. Letztere dient heute nur noch als Fußgängerbrücke.
Dann kommt sie, die erste größere Stromschnelle. Das Wasser ist still, glatt und glänzend, bis in der Ferne ein kleiner weißer Wellenkamm auftaucht und die erste Stromschnelle, die Badger Creek Rapid, ankündigt. Unterschieden werden Riffles und Rapids. Die kleineren Stromschnellen werden Riffles genannt, Rapids die großen.
So wird es in den nächsten Tagen immer wieder ablaufen: Trügerisch harmlos sieht sie aus, die erste weiße Welle, die quer über dem Fluß liegt, dann immer größer wird, den Bug zuerst nach oben drückt, um das Boot dann in einen tiefen Wirbel stürzen zu lassen. Wer vorne sitzt, den überrollt Welle für Welle, von unten schießt Wasser durch einen Spalt zwischen Bug und Boot hoch, die Stelle an der ich heute sitze. Ein Schock: Das Wasser ist eisig kalt! Dann bricht Jubel aus. Die erste Stromschnelle der Stärke 5 bis 6 auf einer Skala bis 10 liegt hinter uns.
23 Meilen und zwei Pinkelpausen später landen wir am Ufer unseres ersten Camps Lone Cedar. Alle schwärmen aus, um sich ein schönes Plätzchen für die Nacht zu suchen. Im Laufe der Woche werden Lucy und ich feststellen, dass wir beide die Tendenz haben, uns unseren Schlafplatz am Ende des Camps abseits der anderen Mitreisenden zu suchen. Wir beiden landen fast jedesmal in der gleichen Ecke und nah beieinander.
Emily meint, da das Wetter in dieser Woche nur gut und sonnig sein soll, brauchen wir keine Zelte. Es wäre großartig, unter dem Sternenzelt zu schlafen. In diesem
Moment entgleisen mir meine Gesichtszüge ein wenig und ich wage zaghaft einzuwerfen: "Und was ist mit den Skorpionen, giftigen Schlangen und Spinnen?" "Oh Bridda", erwiderte Emily, "that's no
problem, it's fantastic to sleep open air and to look at stars tonight! We don't need tents. Try it please! And if it's not
working, next night you will become your tent." Da sonst niemand etwas sagt, sage ich, ich würde es wohl versuchen.
Mit Hilfe einer Menschenkette wird das Gepäck von den Booten geladen. Während wir alle unsere Habseligkeiten zu unserem Schlafplatz schleppen (in der Regel dreimal hin und her laufen - das ist jeden Tag der Moment, an dem ich mich verfluche, den Platz am Rande gewählt zu haben), kümmern sich Emily, Hannah, Griffin und Don um den Aufbau von Toilette und Küche und die Zubereitung des Abendessens.
Camp Lone Cedar - Abendstimmung am Colorado River
Tag 2 - Lone Cedar (mile 23) - Saddle Canyon (mile 47)
Zwei Wasserfälle, Redwall Cavern, ein Slotcanyon
Im Lager ist es üblich, im ersten Tageslicht aufzustehen. Obwohl wir geweckt werden, ist schon einige Betriebsamkeit zu hören, das Morgenlicht ist ein guter natürlicher Wecker. Die Sterne sind verblasst und die meisten schon wach, als Griffins Stimme ertönt und in einem lauten Singsang über das Camp hinweg verkündet: der Kaffee ist fertig. Das sind morgens unsere erste Handlungen nach dem Aufstehen: auf die Toilette gehen und einen Pott Kaffee abholen. Mit seiner Koffeinunterstützung schafft man es dann mit links, die Liege abzubauen, was bedeutend einfacher ist als das Aufbauen. Alles wird verpackt und nach und nach zu den Booten gebracht. Die kleine weiße Metallkassette, die die Utensilien enthält, die man während der Fahrt erreichen möchte, wird vor das Boot gestellt, mit dem man heute fahren möchte. Nach dem ausgiebigen und leckeren Frühstück mit Sandwiches, Rührei, Speck, frischem Obst und Pancakes legen wir ab.
Vasey's Paradise
Nach sechs Rapids in verschiedenen Stärken entdecken wir von weitem ein grünes Leuchten in all dem Rot. Ein ganzer Hang verwandelt sich in in ein feucht schimmerndes Grün, das durch den Kontrast zum roten Felsen noch verstärkt wird: Vasey's Paradise, eine grüne Oase bei Mile 32.
An verschiedenen Stellen in der Felswand sickert Wasser heraus und Pflanzen haben sich in die steilen Wände eingenistet. Wir machen einen kurzen Wasserstop und Griffin erzählt uns einiges. Hier leben beispielsweise unter anderem acht verschiedene Arten von Mollusken, z.B. die Kanab Bernsteinschnecke.
Weiter oben gibt es einige Grotten, die im Laufe der Jahrtausende herausgespült wurden. In der größten dieser Höhlen ließ der Landvermesser Robert B. Stanton im Jahre 1889 seine Instrumente zurück, als er beschloss, seine Flussfahrt abzubrechen und den Grand Canyon zu Fuß über den South Canyon zu verlassen. Er arbeitete für eine Eisenbahngesellschaft, die vorhatte, eine Bahnlinie auf den Grund des Grand Canyon zu verlegen. Zum Glück gab sie den Plan auf, bevor mit den Bauarbeiten begonnen wurde. In Stanton's Cavern fanden Archäologen auch heraus, dass die Höhle anscheinend bei Condoren beliebt war (sie fanden etliche Skelette) und vor über 3000 Jahren hinterließen Indianer hier kleine Weidenzweigfiguren, die möglicherweise als Opfergaben dienten.
Redwall Wand
Wir fahren langsam eine weitere Meile an einer riesigen Wand entlang, the Redwall. Sie hat eine beeindruckende Höhe von etwa 100
Metern. Dann kommt auf dem linken Ufer eine Höhle in Sicht: Redwall Cavern. Als wir auf sie zu fahren, wirkt
sie wie ein kleines Loch in der riesig aufragenden Felswand. Doch das täuscht sehr, sie wird immer größer, je näher wir kommen. Wir sind froh, dass zwei andere Schlauchboote gerade ablegen, so
können wir die Höhle in Ruhe erkunden.
Als wir die Boote verlassen, stehen wir in einer gigantischen Höhle, in deren Wänden viele fossilierte Meerestierchen stecken. Der Colorado River hat die Redwall Cavern über Millionen von Jahren aus dem weichen Sandstein herausgewaschen. Feiner Sand bedeckt den Boden, in dem sich tausende von Fußabdrücken von Besuchern befinden, die die Höhle vor uns besuchten.
Sechs Meilen weiter wird am Beach des Camp Above Martha's zum Lunch gebeten. Es gibt grüne Tapas gefüllt mit frischem
Salat, Jalapenos und leckeren Saucen.
Nach vielen großen und kleineren Stromschnellen schlagen wir am Saddle Canyon bei Mile 47 das Camp auf und brechen zu einem Hike auf, hinauf in den immer enger werdenden Slot Canyon.
Was für eine Traumlocation bietet dieses Camp! Die Aussicht von meiner Liege aus soll nun jeden Abend so spektakulär sein, unfassbar! Da ich tatsächlich in der letzten Nacht ohne Zelt sehr gut geschlafen habe, verlange ich auch für diese Nacht keines und halte das auch die folgenden Nächte durch. Ich selbst sehe keine Skorpione, aber Heidi und Randy haben Schwarzlicht dabei und mit dessen Hilfe so einige Skorpione entdeckt. Zum Glück haben sie mir das erst am Ende unserer Reise erzählt.
Wenn du noch mehr erfahren möchtest, klickst du hier:
The Grand Canyon: Between River and Rim*
Ein tolles Geschenk für jeden Grand Canyon Fan! Großartige Fotos zum Wegträumen, ein Bildband in sehr guter Qualität und englischer Sprache.
Grand Canyon: The Complete Guide: Grand Canyon National Park*
Dieser Guide ist der beste, den ich kenne! Er deckt alle Themen ab, die im Zusammenhang mit dem National Park stehen: Wanderungen, River Rafting, Biking - alles drin!
Kommentar schreiben