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Sauerländer Heimatbund - Interview mit Brittasiehtdiewelt

Zeitschrift des Sauerländer Heimatbunds 01/2023

Britta Lieder im Gespräch mit Hans-Jürgen Friedrichs

 

Hey, ich bin Britta aus dem schönen Sauerland!“, so begrüßen Sie, Britta Lieder, die Leser ihres Blogs „Britta sieht die Welt“. Darin stellen Sie sich mit folgenden Worten vor:: „Ich bin wandernde, bloggende und reisende Kreative, aber auch Fotografin, zertifizierte DWV-Wanderführerin®, studierte Reiseführerin, Buchhändlerin und Oma in Arnsberg im schönen Sauerland, dem Land der 1000 Berge.“ Spiegelt die Reihenfolge ihrer beruflichen Qualifikationen und privaten Verpflichtungen eine Rangfolge?

Auf keinen Fall, dann würde ich auf jeden Fall die Oma als erstes nennen! Ich bin einfach ein sehr interessierter und kreativer Mensch, der allem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist und gerne Neues ausprobiert. In dieser Aufzählung fehlt sogar noch einiges, wie zum Beispiel meine Malerei oder das Singen in „meinem“ Chor Barditus in Allendorf.

 

Sie waren lange in Arnsberg als Buchhändlerin tätig, waren in der Welt der Bücher zuhause. Aber immer schon waren Sie berufsbegleitend „auf Reisen“, haben als Fotografin Wege und Ziele festgehalten. Auch geführte Wanderungen gehörten dazu. Nun haben Sie sich selbständig gemacht. Was motivierte Sie, Ihre Tätigkeit als Buchhändlerin aufzugeben?

Der Gedanke, mich als Bloggerin, Wander- und Reisebegleiterin und Fotografin selbständig zu machen, hat sich über längere Zeit entwickelt. Ich bin und war (39 Jahre lang) gerne Buchhändlerin, in den letzten Jahren in einem wunderbaren Team in Alt-Arnsberg. Lange Zeit war es ideal für mich, meine Nebenbeschäftigungen berufsbegleitend auszuüben. Mit der Zeit wurde es allerdings schwieriger, alles unter einen Hut zu bringen. Als meine Mutter starb, wollte ich mehr Zeit für meinen Vater haben und habe mich sozusagen neu „sortiert“.

 

Trafen Sie eher eine spontane Entscheidung oder war Ihr „Wechsel“ Ergebnis gründlicher Vorüberlegungen?

Der Gedanke ist über einige Jahre hinweg langsam gewachsen. Die Entscheidung gegen meinen Job als Buchhändlerin traf ich allerdings trotzdem aus genannten privaten Gründen eher spontan. Ich dachte, ich bin jetzt 57, wenn nicht jetzt, wann dann?

 

Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „studierte Reiseführerin“?

Ich suche immer wieder nach neuem Input und neuen interessanten Herausforderungen, durch die ich mich weiterentwickeln kann. Und da ich schon immer mal studieren wollte, was mir als junge Frau durch Kinder und Familie nicht möglich war, erschien mir ein Fernstudium zur Reiseleiterin an der Fernakademie Touristik in Münster genau richtig.

 

Sprechen wir über Ihre Zielsetzungen. „Ich biete Frauenwanderungen in die wunderschöne Natur an und zeige dir die richtigen Kniffe und Tricks, mit denen du unvergessliche Fotos machst!“ Wandern Frauen anders als Männer?

(lacht) Wir Frauen fliegen jedenfalls nicht auf unseren Besen durch die Natur... Es gibt meiner Meinung nach einen entscheidenden Unterschied, der natürlich wie in allen Lebensbereichen nicht auf jeden Mann bzw. jede Frau zutrifft: Während Männer leistungsorientierter unterwegs sind, wandern Frauen eher mit Genuss und genießen das Erlebnis an sich. Das Festhalten von schönen Erinnerungen in Form von bewusster gemachten und nicht nur dahin geknipsten Fotos stellt ein besonderes und zusätzliches Erlebnis dar.

 

Sauerland bei Oesterberge
Sauerland bei Oesterberge

 

Sind Männer von Ihren Reisen ausgeschlossen?

Auf meinen Reise-Foto-Worshops nach Kroatien und Südtirol zur Zeit ja, allerdings hatte ich schon Anfragen von Männern, die zum Beispiel „auf Winnetous Spuren in Kroatien“ ebenfalls gerne mitkommen würden. Es kann in Zukunft also durchaus auch gemischte Gruppen geben.

Bei meinen Wanderungen sieht das etwas anders aus. Mit der Touristik Winterberg bin ich beispielsweise eine spannende Kooperation eingegangen und biete dort Fotowanderungen für Frauen, Männer und in den Sommerferien auch für Kinder an.

 

Wie groß sind Ihre Wandergruppen? Legen Sie ein Mindest- und Höchstalter für Wanderinteressierte fest?

Sowohl bei meinen Wanderungen als auch bei meinen Reise-Foto-Workshops handelt es sich um kleine Gruppen. Es kommt auf das Angebot an, aber in der Regel nehme ich mindestens 2-3 und höchstens 6-8 TeilnehmerInnen mit. Es gibt kein festgelegtes Alter bei meinen Wanderungen. Es kann jedeR mitkommen, wer mag. Erfahrungsgemäß melden sich gerade für meine Reise-Foto-Workshops aber eher Frauen in den 45er bis 60er Jahren an.

 

Sie bieten Wanderungen in die „Natur“ an. Sind Städtewanderungen ausgeschlossen?

In erster Linie verbinde ich das Wandern mit Naturerlebnissen und vor allem gesunder Entschleunigung, aber ich würde Städtewanderungen, vor allem unter fotografischen Aspekten, nicht von vornherein ausschließen. Der Fokus ist dann allerdings ein anderer, er erfordert mehr Auseinandersetzung mit der Stadt und somit auch wesentlich mehr Vorbereitung. Frankfurt und Düsseldorf könnte ich da schon anbieten. (lacht)

 

Sie haben Enkelkinder, nennen sich in Ihrem Blog u.a. auch als „Oma in Arnsberg“. Wäre „Wandern mit Enkelkindern“ auch ein Modell?

Da bringen Sie mich auf eine großartige Idee, das könnte mein neues Projekt werden! Im März lasse ich mich noch zur Schulwanderführerin ausbilden, das passt doch.

 

Subway - Zion NP - USA
Subway - Zion NP - USA

 

Britta sieht die Welt“ – so Ihr Motto. Ihre Reisen führen Sie nach Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Kanada, in die USA. Diese Liste ist längst nicht vollständig. Aber auch Wanderungen im Sauerland sind Ihnen ein besonders Anliegen. Das heben Sie immer wieder deutlich hervor. Welche Wanderung in der ‚weiten Welt‘ und welche Wanderung im Sauerland hat für Sie eine besondere Bedeutung?

Das Sauerland ist meine Heimat, hier ist mein Herz zu Hause und wird es immer sein. Es gibt im Sauerland viele Orte, die ich liebe, aber eine Wanderung zum Felsenblick auf den Vogelsang bei Meschede ist mir tatsächlich die liebste. Der Felsenblick mit seiner traumhaften Aussicht über das Sauerland ist definitiv mein Seelenort!
Und trotzdem zieht es mich immer wieder hinaus an andere weiter entfernte Orte. Die Welt ist einfach unglaublich schön und sich eine fremde Natur erwandern zu können und zu dürfen, ist ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin. Einen einzigen meiner erwanderten Orte in der weiten Welt zu nennen, fällt mir schwer. Dennoch gibt es einen, der mir in besonderer Erinnerung bleibt, vielleicht, weil man bei einer Verlosung ein Permit (Erlaubnis) ergattern muss. So wurde diese beschwerliche Wanderung in eine Schlucht und durch ein Bachbett zur unter FotografInnen bekannten Subway (eine besondere Felsformation im Zion Nationalpark in den USA) für mich zu einem einzigartigen Erlebnis.
In diesen Zeiten des Klimawandels überdenke ich allerdings jede Reise kritisch und habe mich schon das eine oder andere Mal bewusst dagegen entschieden. Allerdings ist es mir auch wichtig, die Schönheit der Natur in der Welt in meinen Bildern zu zeigen und darauf hinzuweisen, was wir Menschen in Begriff sind zu zerstören. Es ist ein schwieriger Balanceakt, den wir Reisenden da vollziehen.

 

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