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Müngstener Brückensteig im Bergischen Land

Über den Brückensteig auf die Müngstener Brücke

Die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands erklettern

 

Kennst du dieses Gefühl, wenn sich beim Blick in eine tiefe Schlucht der Atem kurz stockt?

 

Genau das passiert vielen Besuchern und Besucherinnen der Müngstener Brücke – ein Wunderwerk der Technik, das bis heute fasziniert. Dabei begann alles mit einem ganz praktischen Problem: Solingen und Remscheid lagen zwar nur acht Kilometer Luftlinie auseinander, aber wer mit der Bahn von einer Stadt in die andere reisen wollte, musste eine 44 Kilometer lange Strecke in Kauf nehmen. Das Tal der Wupper – tief eingeschnitten, steil und von schwierigen Bodenverhältnissen geprägt – stellte ein scheinbar unüberwindbares Hindernis dar. Doch mit dem rasanten Wachstum der Industrie wurde der Druck auf die Verantwortlichen immer größer. 1890 war es schließlich soweit: Der preußische Landtag genehmigte knapp fünf Millionen Mark für den Bau einer direkten Eisenbahnverbindung inklusive Brücke. Die beiden Städte legten für den Grunderwerb nochmals 1,6 Millionen Mark obendrauf.

 

Was dann folgte, war ein echtes Abenteuer des Ingenieurwesens. Die Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld schrieb einen Wettbewerb aus – und die Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg (heute bekannt als MAN) bekam den Zuschlag. Sie wagte sich mit einem damals spektakulären Entwurf an die Aufgabe: eine Bogenbrücke mit seitlichen Gerüstbrücken, die so konstruiert wurde, dass die Pfeiler dort stehen konnten, wo der Boden tragfähig war. Die Statik des über 100 Meter hohen Bogens war eine besondere Herausforderung, und die Müngstener Brücke blieb mit ihrer Konstruktion einzigartig in ihrer Zeit.

 

Am 22. März 1897 wurde Richtfest gefeiert. Unter den Augen der versammelten Arbeiter und begleitet von Musik schlugen sie die letzte von insgesamt 950.000 Nieten ein. Es war der 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I, und so erhielt die Brücke damals den Namen „Kaiser-Wilhelm-Brücke“ – bis die Monarchie endete und das Bauwerk in Müngstener Brücke umbenannt wurde.

 

Am 15. Juli 1897 wurde die Brücke für den Verkehr freigegeben, nachdem sie Belastungstests mit jeweils drei Lokomotiven und 18 vollbeladenen Waggons pro Gleis mit Bravour bestanden hatte. Seitdem spannt sich dieses technische Denkmal hoch über das Wuppertal – immer wieder instandgesetzt, zuletzt 1980 umfassend gegen Korrosion geschützt. Kleine Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg wurden repariert, die Tragkonstruktion in den folgenden Jahrzehnten verstärkt. Heute ist sie nicht nur die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, sondern auch ein Symbol für die Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts – und für den Mut, das scheinbar Unmögliche doch möglich zu machen.

 


Infos und Daten

Müngstner Brücke - Daten:

  • Höhe: 107 Meter
  • Auf einer Gesamtlänge von 465 Metern überspannt sie das Tal der Wupper bei Müngsten
  • 950.000 Nieten wurden beim Bau der Brücke verwendet.
  • Mit ca. 5000 Tonnen Stahl ist die Müngstener Brücke im Vergleich zu vielen anderen Brücken trotzdem ein Leichtgewicht
  • Leider starben sechs Menschen während des Baus der Brücke
  • Eröffnung der Brücke: 15. Juli 1897

Parken: kostenloser Parkplatz Brückenpark Müngsten GoogleMaps

Fußweg: 10 Minuten zum Haus Müngsten

Einkehr möglich: Haus Müngsten

 

Brückensteig - Infos:

Klettererfahrung: ist nicht nötig!

Dauer: etwa zweieinhalb Stunden

Metallstufen: 777!

Öffnungszeiten: Nur mit Termin, Samstag/Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr, Montag bis Freitag auf Anfrage

Ticketpreis: 79 Euro, ermässigt (Kinder, RentnerInnen, Studierende) 69 Euro, Familienticket bis 5 Personen 249 Euro (Stand April 2025)

Im Preis enthalten: Geführte Tour über den Müngstener Brückenbogen, Fotos von Dir und Deiner Gruppe, ausgedrucktes Gruppenfoto.

Website Müngstener Brückensteig

 

Mein Tipp: Das Ticket für den Brückensteig lässt sich auch gut als Gutschein verschenken!


 

Es gibt dieses Urvertrauen in mir – ein tiefes, stilles Wissen, dass mir draußen in der Natur oder bei meinen Abenteuern nichts passiert. Woher das kommt? Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Es ist einfach da. Vielleicht ist es die Erfahrung, vielleicht auch nur die pure Freude, die mich immer begleitet, wenn ich draußen unterwegs bin. Und heute? Heute ist wieder so ein Tag, an dem das Kribbeln in der Magengegend nicht etwa von Nervosität kommt, sondern von Vorfreude. Es geht hoch hinaus – auf den Brückensteig der Müngstener Brücke!

 

Schon die Anfahrt ist unkompliziert. Auf dem Parkplatz Brückenpark Müngsten finde ich schnell einen Parkplatz, es ist alles bestens organisiert. Nach zehn Minuten Fussmarsch erreiche ich das Haus Müngsten, in dem das Team des Brückensteigs untergebracht ist. An der Theke erwartet mich schon Jenni mit einem Lächeln und dem Hinweis: „Gleich geht’s los!“ Unsere Gruppe besteht aus 14 Leuten, darunter auch ein Kind, was mich kurz stutzen lässt – aber hey, wenn Kinder das schaffen, dann schaffe ich das auch. Wir bekommen unsere Ausrüstung: Gurt, Helm, Karabinerhaken, sogar ein Funkgerät – da fühle ich mich fast wie bei einer Expedition. Es wirkt alles professionell, ich fühle mich gut aufgehoben.

 

Nach einer gründlichen Einweisung, wie man die Karabiner richtig bedient (nicht ganz unwichtig in luftiger Höhe), geht es zu Fuß mit Lasse, unserem Guide, hinauf zum Brückenfundament. Dort beginnt das Abenteuer. Steile Treppen führen uns hinauf, gesichert am Stahlseil, rechts und links kann ich mich gut festhalten. Es hat anfangs ein wenig getröpfelt, aber der Himmel hat ein Einsehen – es bleibt trocken bis zum Schluss.

 

Lasse, unser junger Guide, ist genau der richtige für diesen Tag: ruhig, kompetent, mit einer Prise Humor. Er führt uns zu Fuß hinauf bis zum Fundament der Brücke. Und dann heißt es: Rauf, rauf, rauf. Steile Treppen führen uns Schritt für Schritt nach oben. Und mit jedem Tritt öffnet sich die Aussicht mehr – ein bunt leuchtender, herbstlicher Wald liegt unter uns, die Wupper schlängelt sich durchs Tal, und über uns ragt das beeindruckende Stahlgerüst der Müngstener Brücke in den Himmel.

 

 

Zwischendurch bleibt Lasse immer wieder stehen, erzählt Spannendes zur Brücke: Dass sie unter Denkmalschutz steht, dass sie einst Kaiser-Wilhelm-Brücke hieß, dass jeder Versuch, einen Radweg darüber zu bauen, bisher an Kosten und Aufwand scheiterte. Die Plattformen, auf denen wir unterwegs sind, wurden extra für den Steig ins Bauwerk „eingeklemmt“. Alle zehn Minuten rattert über uns ein Zug der Linie S7, der „Müngstener“. Man spürt ihn kaum – kein Vibrieren, kein Beben im Stahl. 80 bis 90 Tonnen Gewicht, und dennoch bewegt sich nichts. Es ist fast unheimlich – und gleichzeitig beruhigend. Diese Brücke steht hier, seit über 125 Jahren, ein echtes Stück Ingenieurskunst.

 

Oben angekommen wartet eine Entscheidung auf mich: Entweder gemütlich über die breite Plattform oder über einen schmalen Steg, der verdächtig an einen Schwebebalken erinnert – nur eben in fast 100 Metern Höhe. Ich weiß nicht, was mich reitet, aber ich entscheide mich für die Mutprobe. Der Steg ist schmal, die Tiefe darunter gewaltig, und mein Puls geht kurzzeitig auf Höhenflug. Doch dann ist da wieder dieses Urvertrauen – und der Blick! Der Blick hinab in das herbstlich verfärbte Wuppertal, das sich unter mir ausbreitet, während ich auf dem höchsten Punkt der Müngstener Brücke stehe.

 

Unter mir das Tal, über mir nur noch wenige Meter Stahlkonstruktion und der Himmel. Mein Blick schweift weit hinaus ins Bergische Land, der Wind fährt uns durchs Haar, und alle um mich herum sind still. Staunend, beeindruckt, glücklich. In solchen Momenten weiß ich wieder ganz genau, warum ich diesem Urvertrauen so gerne folge. ;-)

 

 

Mein Fazit:

Absolut zu empfehlen für alle ohne Höhenangst und die was Besonderes, Abenteuerliches und Action erleben möchten!

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