Whitehorse - Wanderung und Camperübernahme
Wanderung auf dem Millenium Trail und Camperübernahme
15.09.2018
Unsere erste Nacht in Kanada!
Wir sind gestern am späten Abend im Dunkeln nach zwei anstrengenden Flügen mit Umsteigen in Vancouver hier in Whitehorse angekommen und heute Nacht hatte es leichte Minustemperaturen, es war eisekalt.
Nach dem Hotelfrühstück im etwas hellhörigen und recht einfachen, aber preisgünstigen und zentralen Hotel Canadas Best Value Inn* wollen wir unsere Zeit bis zum Abholen des Überraschungscampers mit einer Wanderung auf dem Millenium Trail verbringen. Zuerst jedoch zieht es uns direkt zum Yukon River, der hier oben in Kanadas Norden das Land noch nicht so groß und breit durchschneidet, wie man ihn eigentlich kennt.
Es ist immer noch sehr kalt, wir haben unsere Wintersachen an: Mütze und Schal, Handschuhe und warme Stiefel. Der lange Holzsteg am Fluss ist bedeckt mit glattem Raureif, der Fluss dampft dort, wo die Sonne auf das Wasser trifft und wir können kaum glauben, dass wir hier stehen... am Yukon.
Weitere Infos habe ich hier für dich:
Träge fließt der Yukon an uns vorbei.
Wir wandern am Fluss entlang, erreichen eine Brücke und sehen das Wahrzeichen der Stadt: die S.S. Klondike, ein alter Heckraddampfer im Stil der Schiffe, die 1898 während
des Klondike-Goldrauschs auf dem Yukon verkehrten. Es ist möglich, sie zu besichtigen, allerdings nur in der Hauptsaison, heute ist sie leider geschlossen.
Wir überqueren die Brücke und wandern am anderen Ufer auf schmalem Pfad weiter durch den lichten und herbstlichen Laubwald, immer den Yukon River im Blick und wohl wissend, dass uns hier Bären begegnen können. Wir unterhalten uns laut, damit sie uns hören und weggehen können, aber der Fluss rauscht so laut, dass wir fürchten, sie hören uns eben nicht! Ich habe ein absolut mulmiges Gefühl, aber wir gehen weiter und erreichen eine Fußgängerbrücke, die über den Fluss führt und die wir später überqueren werden.
Hinter der Rotary Centennial Bridge erreichen wir nach kurzer Zeit die Yukon Energy Fish Ladder, eine 1959 gebaute Fischleiter für die Lachse, um es ihnen zu ermöglichen den von der Yukon Energy Corporation erbauten Damm überwinden zu können und die Laichplätze erreichen zu können. Es handelt sich tatsächlich um die längste hölzerne Fischleiter der Welt. Auch sie kann besichtigt werden, aber zu dieser Jahreszeit ist sie leider geschlossen. Man hat hier sogar mitten in der Fischleiter einen Wassertank eingebaut und somit können die Besucher die Lachse durch Fenster gut beobachten. Er ist aber auch für Wissenschaftler interessant, weil sie so die Lachse begutachten und ihre Anzahl und ihren Zustand bewerten können.
Es beeindruckt uns sehr, wie das Wasser durch den von der Yukon Energy Corporation gebauten Damm geschleust wird und mit welcher Gewalt und Kraft es förmlich hindurch schießt.
Als wir uns satt gesehen haben steigen wir einen Hügel hinauf und landen auf einem oberhalb des Hanges entlang führenden Weges, dem man an einem riesigen See des Yukon Kuskokwim Delta weiter folgen kann, bis man den Miles Canyon erreicht, ein weiteres Wahrzeichen von Whitehorse. Gerne wären wir bis dorthin gewandert, aber leider reicht die Zeit nicht, da wir am Mittag am Hotel abgeholt werden sollen und zu unserer Campervermietung gebracht werden. Daher genießen wir den weiten Blick über den See und beobachten die Wasserflugzeuge, die immer wieder auf dem See landen oder in den Himmel starten.
Wir laufen zurück bis zur Brücke, überqueren sie und wandern am anderen Flussufer entlang bis zur S.S. Klondike zurück und in das Zentrum der Stadt hinein. Bei Starbucks genehmigen wir uns einen Kaffee und Sandwiches, bevor wir am Hotel abgeholt werden, um unser Wohnmobil in Empfang zu nehmen.
Und hier ist er, unser Riesencamper von Camperdream!
Leider haben ein deutscher Reisender mit Cowboyhut und seine Frau den Truckcamper ergattert, den auch ich im Auge gehabt hatte. Sie hatten wie wir eine Camperüberführung mit Lotterie gebucht, d.h. man weiß vorher nicht, welchen Wagen man bekommt. Zur Wahl standen drei verschiedene Campertypen: ein etwa 6 - 6,5 Meter langer Campervan, ein 7 - 7,5 Meter langer Truckcamper und das 7,9 - 8,5 Meter lange Ungetüm, das ihr oben seht.
Ehrlich gesagt hatte ich ein wenig Horror davor, diesen Riesen zu fahren, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Allerdings würde ich ihn aus einem anderen Grund niemals nochmal buchen, da das Fahren dieses Teils unglaublich laut ist. Es knatscht, klappert und klirrt wie irre und da die Fahrerkabine nach hinten offen ist... naja ihr wisst schon... ist es eben oft extrem laut.
Aber er hat alles an Bord, was man so zum Leben braucht, unter anderem sogar einen zwei Meter breiten Slideout, in dem unsere Betten herausgefahren werden konnten und das Wohnmobil zu einem wahren Tanzpalast wurde. Rund um die Schlafkabine befanden sich Fenster nach draußen, die wir sofort zu unserem Penthouseblick ernannten. ;)
Sehr erleichtert bin ich, als uns Anja, gebürtig aus Deutschland, in deutscher Sprache unterwies. Sie erklärte uns das ganze Womo in aller Ruhe und ich filmte das Ganze mit, weil ich wußte, dass ich nur die Hälfte behalten würde. Wir haben im Verlauf der Reise tatsächlich noch des Öfteren darauf zurückgegriffen! Außerdem hatte ich damit dann zur Sicherheit auch gleich alle Kratzer und Düllen abgelichtet.
Das ganze Procedere hat mit einiger Wartezeit (es hat allein schon eine Dreiviertelstunde gedauert, bis wir am Hotel abgeholt wurden) mehr als drei Stunden gedauert und wir sind froh als wir endlich losfahren können. Unser erstes Ziel ist natürlich der nächstbeste Walmart Supermarkt. Wir stürzen uns ins Getümmel und kaufen ein, was das Zeug hält.
Natürlich nicht nur solch Gemüse... Leider habe ich keine weiteren Fotos gemacht, weil die Zeit drängte.
Wir stellen die reichlich Tüten in den Camper und düsen los, weil wir unbedingt einen Boondockingplatz am Emerald Lake erreichen und auf dem wir die Nacht verbringen wollen.
Es sind etwa 60 km bis dorthin (wir sehen gleich zu Anfang ein Reh auf der Straße) und nach etwa 45 Minuten treffen wir ein. Der kleine Emerald Lake liegt direkt am Weg nach Skagway in Alaska, unserem ersten großen Ziel.
Kurz bevor wir den Emerald Lake erreichen...
Als wir ihn erreichen,muss ich hier meine erste Herausforderung meistern: Ein schmaler ungeteerter Weg führt von der Straße steil hinab bis zu einem großen Sandplatz und dann nach rechts weiter in einen kleinen Wald. Die Bäume stehen hier wahnsinnig eng beisammen und es dämmert es schon gewaltig. Ohne Britta wäre ich hier nie reingefahren, aber sie steigt aus und weist mich und das schaukelnde Riesending so fantastisch unter den Bäumen hindurch und rückwärts in die echt schmale Parkbucht hinein, dass es eine Wonne ist. Hier im Wäldchen ist es schon fast dunkel, so kann Britta nicht sehen, wie ich vor Stolz glühe, dieses Kunststück vollbracht zu haben. Das erste Mal fahren wir den quietschenden Slideout raus und freuen uns über den Platz und einfach alles, was wir heute schon erleben durften.
Nach einem letzten Blick auf den im Dunkeln verschwindenden See und einem leicht gruseligen Gefühl wegen eventueller Bären in der Nähe krabbeln wir erschöpft aber selig in die Koje in unserem neuen Heim.
Meine Lieblingsreiseführer für Kanada und Alaska*:
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